Preise um 50 Prozent gestiegen - Opposition verspricht Subvention von Reis

Haitis Regierung stürzt über Hungerproteste

Die gewalttätigen Hungerproteste in Haiti haben am Samstag (Ortszeit) zum Sturz von Ministerpräsident Jacques-Edouard Alexis geführt. Laut Radioberichten in der Hauptstadt Port-au-Prince entzog der Senat dem Regierungschef das Vertrauen. Zuvor hatte ihm die Opposition Untätigkeit angesichts der um 50 Prozent gestiegenen Lebensmittelpreise vorgeworfen. Präsident René Préval kritisierte die Entscheidung der zweiten Parlamentskammer als ungerecht, akzeptierte sie aber. Er kündigte Gespräche mit beiden Parlamentskammern über die Bildung einer neuen Regierung an.

 (DR)

Unterdessen kam es zu neuen Gewaltausbrüchen. Ein Soldat der UN-Friedenstruppen wurde in Port-au-Prince von Unbekannten erschossen. Er war der bislang sechste Tote bei den seit Anfang April immer wieder aufflammenden Unruhen. Dabei kam es wiederholt zu Angriffen auf Einrichtungen der Regierung und der Vereinten Nationen. Diese haben derzeit rund 9.000 Blauhelm-Soldaten in Haiti stationiert.

Präsident Préval kündigte am Samstag Sofortmaßnahmen gegen die hohen Preise an, darunter eine 15-prozentige Preissenkung für das Grundnahrungsmittel Reis. Sie soll durch Subventionen aus der Staatskasse und einen vorläufigen Gewinnverzicht der großen Reisimporteure Haitis finanziert werden. Zugleich stellte Préval langfristige Maßnahmen zur Stärkung der heimischen Landwirtschaft vor. Dazu erbat der Agrarökonom Hilfe aus dem Ausland.

Haiti ist das ärmste Land Amerikas und in hohem Maße von Lebensmittelimporten abhängig. Alleine die jährliche Reiseinfuhr Haitis beläuft sich derzeit auf 800 Millionen US-Dollar. Dadurch wird das Land, in dem 80 Prozent der 8,7 Millionen Menschen in Armut leben, besonders hart von den weltweit steigenden Agrarpreisen getroffen.