Der Papst aus Deutschland in Daten und Fakten

3 Jahre Benedikt XVI. - 81 Jahre Joseph Ratzinger

Am Mittwoch feiert Papst Benedikt XVI. in Washington seinen 81. Geburtstag. In New York jährt sich am Samstag der dritte Jahrestag seiner Wahl. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) dokumentiert nachfolgend Stationen seines Lebens und seines Pontifikats.

 (DR)

16. April 1927: Joseph Ratzinger wird als Sohn eines Gendarmerie-Beamten in Marktl am Inn geboren. Kindheit und Jugend verbringt er in Traunstein im Chiemgau nahe der österreichischen Grenze. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wird Ratzinger 1945 als Flakhelfer eingezogen.

ab 1946: Studium der Philosophie und Theologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Freising und an der Universität München. Priesterweihe am 29. Juni 1951. Seit 1953 Dozent in Freising. Dissertation über das Thema «Volk und Haus Gottes in Augustins Lehre von der Kirche». 1957 Habilitation in München über «Die Geschichtstheologie des heiligen Bonaventura».

ab 1959: Professor in Bonn (1959-1963), Münster (1963-1966), Tübingen (1966-1969) und Regensburg (1969-1977). Beim Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) fungiert Ratzinger als theologischer Berater des deutschen Episkopatsvorsitzenden Kardinal Josef Frings und prägt zentrale Konzilsdokumente mit.

1977: Papst Paul VI. beruft Ratzinger zum Erzbischof von München und Freising (Bischofsmotto: «Mitarbeiter der Wahrheit»).

1981: Johannes Paul II. betraut ihn mit der Leitung der Römischen Glaubenskongregation, durch die sich Ratzinger den Ruf eines strengen Glaubenswächters erwirbt. Später wird er auch Präsident der Päpstlichen Bibelkommission und der Internationalen Theologenkommission.

1982: Am 15. Februar Verzicht auf die Leitung der Erzdiözese München und Freising.

1983: Für Aufsehen sorgt in Ratzingers ersten Dienstjahren im Vatikan die Auseinandersetzung mit der Befreiungstheologie. 1986 erscheint die Vatikan-Instruktion über Freiheit und Befreiung, die die Wogen glättet und den Weg zu einer nicht-marxistisch orientierten Befreiungstheologie ebnet.

1992: Vorstellung des neuen Weltkatechismus der katholischen Kirche, der seit 1986 unter Ratzingers Ägide erarbeitet wurde.

2000: Die von Ratzinger verfasste Erklärung «Dominus Iesus», in der er die Einzigartigkeit der Menschwerdung Gottes in Jesus Christus und die besondere Stellung der katholischen Kirche betont, sorgt für weltweite Debatten.

2001: Ratzinger wird Amtsmüdigkeit nachgesagt. Das Leben eines Kirchenmanns in leitender Stellung sei sehr hart, sagte er im September 2001. Er sehne die Zeit herbei, «in der ich noch einige Bücher schreiben kann». Auf Bitten des Papstes bleibt er aber im Amt.

2002: Dekan des Kardinalskollegiums.

2004: Viel beachtete Diskussion mit dem Philosophen Jürgen Habermas.

2005:
2. April: Tod Johannes Paul II. Als dienstältester Kurienkardinal und Dekan des Kardinalskollegiums zelebriert Ratzinger die Totenmesse
(8.4.) und leitet das Konklave zur Wahl eines neuen Papstes (18.4.).

19. April: In einem der kürzesten Konklave der Kirchengeschichte wird Ratzinger im vierten Wahlgang gewählt. Der 265. Papst der Geschichte nennt sich Benedikt XVI., in Erinnerung an den Friedenspapst Benedikt XV. und an den Patron Europas und Ordensgründer Benedikt von Nursia.
Benedikt XVI. ist der erste deutsche Papst seit 482 Jahren.

13. Mai: Benedikt XVI. gibt überraschend grünes Licht für das Seligsprechungsverfahren seines Vorgängers.

18. bis 21. August: Bei seiner ersten Auslandsreise kommt der Papst zum Weltjugendtag nach Köln. Unter freiem Himmel feiert er mit rund einer Million Menschen den meistbesuchten Gottesdienst auf deutschem Boden.

2006:
9. Januar: Beim Neujahrsempfang des Diplomatischen Corps warnt Benedikt XVI. vor einem «Kampf der Kulturen». Diese Gefahr sei durch den organisierten Terrorismus gewachsen. Nichts könne solche kriminellen Handlungen rechtfertigen.

25. Januar: Erste Enzyklika Benedikt XVI.: «Deus caritas est» (Gott ist die Liebe).

20. Februar: Im sogenannten Karikaturenstreit verurteilt der Papst die muslimischen Ausschreitungen in mehreren Ländern. Gewalt als Antwort auf Beleidigungen seien mit Religion nicht vereinbar.

März: Der Papst verzichtet nach 1.500 Jahren auf den Titel eines «Patriarchen des Abendlandes», wohl als ökumenische Geste gegenüber der Orthodoxie.

24. bis 28. Mai: Seine zweite Auslandsreise führt Benedikt XVI. in die Heimat des Vorgängers. Er besucht mehrere Wallfahrtsorte sowie die einstige Bischofsstadt Karol Wojtylas, Krakau. Den Abschluss der Reise bildet im ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz das symbolträchtige Gedenken des deutschen Papstes an die Opfer des Nationalsozialismus.

8. und 9. Juli: Dritte Auslandsreise zum Weltfamilientag im spanischen Valencia.

9. bis 14. September: Benedikt XVI. besucht seine bayerische Heimat.
Ein Vortrag des Papstes in der Regensburger Universität löst einen mehrwöchigen weltweiten Disput aus. Muslime sehen durch ein historisches Zitat den Propheten Mohammed beleidigt. Der Vatikan startet umfassende Krisendiplomatie und eine Dialog-Offensive mit dem Islam.

28. November bis 1. Dezember: Benedikt XVI. reist unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen in die Türkei. Weltweite Beachtung finden vor allem die Gespräche mit Politikern und Muslim-Vertretern sowie seine Versöhnungsgesten gegenüber dem Islam. Beobachter werten die Reise einhellig als Erfolg.

2007:
14. März: Die Glaubenskongregation verurteilt Thesen des Befreiungstheologen Jon Sobrino - die erste öffentliche Maßregelung unter Benedikt XVI.

16. April: Am 80. Geburtstag des Papstes erscheint die deutsche Ausgabe seines neuen Buches «Jesus von Nazareth», eines theologischen Grundsatzwerks über Jesus Christus.

9. bis 13. Mai: Im Rahmen seiner sechsten Auslandsreise eröffnet Benedikt XVI. die Fünfte Generalversammlung der Bischöfe Lateinamerikas und der Karibik in Aparecida/Brasilien.

Juni: Der Papst schreibt an die chinesischen Katholiken. Er ruft sie zu Geschlossenheit auf und verlangt volle Religionsfreiheit im Land.
Der chinesischen Führung bietet Benedikt XVI. einen konstruktiven Dialog bis zur Normalisierung der diplomatischen Beziehungen zwischen der Volksrepublik und dem Heiligen Stuhl an.

Juli: Benedikt XVI. erleichtert die Feier der alten lateinischen Messe in der vorkonziliaren Form von 1962 als «außerordentliche Form der Liturgie der Kirche». Die heute übliche Volksmesse bleibe aber die ordentliche Form. Kritiker werten die Maßnahme als Zugeständnis an die Traditionalisten.

7. bis 9. September: Reise nach Österreich. Stationen sind Wien und Mariazell.

30. November: Benedikt XVI. veröffentlicht seine zweite Enzyklika.
Das Lehrschreiben «Spe salvi» (Auf Hoffnung hin sind wir gerettet) erklärt rein weltliche Zukunftsverheißungen und blinde Fortschrittsgläubigkeit für unzureichend.

2008:
Februar/März: Die Reform der Karfreitags-Fürbitte im vorkonziliaren Messritus von 1962 ruft Proteste und Verstimmung vor allem in der jüdischen Welt hervor.

15. bis 20. April: Seine achte Auslandsreise führt den Papst in die USA. Politische Höhepunkte sind Gespräche im Weißen Haus, eine Rede vor den Vereinten Nationen sowie ein Besuch am Ground Zero in New York.