Kardinal Lehmann sieht Bildung als Schutz vor negativen Folgen der Globalisierung

Rettung durch Bildung

Der frühere Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, glaubt nicht, dass es den Deutschen aufgrund der Globalisierung in Zukunft deutlich schlechter gehen wird als heute. Um die Folgen der weltweiten Entwicklungen abzufedern, müssten jedoch "Bildung und Ausbildung einen ganz anderen Stellenwert bekommen", sagte der Mainzer Bischof am Donnerstag in einem epd-Gespräch. Nur so könne verhindert werden, dass viele Menschen bei den bevorstehenden Veränderungen "durch das Netz fallen".

 (DR)

Von den Menschen werde künftig mehr "Bereitschaft zum Wandel" erwartet, sagte Lehmann nach der Vorstellung einer neuen Studie der Bischofskonferenz mit dem Titel "Verlagerung von Arbeitsplätzen - Entwicklungschancen und Menschenwürde". Eine lebenslange Beschäftigung im einmal erlernten Beruf und im selben Unternehmen werde in Deutschland nicht mehr die Regel sein. "Wir müssen uns sicher daran gewöhnen, dass manche schönen Gewohnheiten unseres bisherigen Lebens nicht mehr gesichert sind", sagte Lehmann. Eine solide Grundausbildung werde immer wichtiger, um bei Bedarf in benachbarten Berufsfeldern zu arbeiten.

Die Möglichkeiten der Kirchen, Unternehmen bei ihren Entscheidungen in der globalisierten Wirtschaft zu beeinflussen, seien gering, sagte Lehmann mit Blick die Arbeitsplatzverlagerung in Billiglohnländer: "Es ist wahr, dass wir keine große Macht haben, die Prozesse zu steuern." Dennoch sei es wichtig, das Geschehen kritisch zu begleiten und auf Fehlentwicklungen hinzuweisen. Die katholische Soziallehre sollte nach den Erfahrungen mit der Globalisierung erweitert werden, forderte Lehmann. Die Kirche dürfe nicht den Anschluss zum Weltgeschehen verlieren.