Empörung über geplante Kunst-Performance

Provokation mit Sterbendem

Pläne des Mönchengladbacher Künstlers Gregor Schneider, einen Sterbenden auszustellen, sind auf heftigen Widerstand gestoßen. Nach dem Land NRW hat sich nun auch die Kirche kritisch zu Wort gemeldet.

 (DR)

Die Diözese Aachen hat scharfe Kritik an den Plänen des Mönchengladbacher Künstlers Gregor Schneider geübt, einen Sterbenden auszustellen. Bei der geplanten Kunstinstallation handele sich um den «Versuch einer gezielten Provokation», sagte der Abteilungsleiter für pastorale Grundfragen, Manfred Körber, am Montag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Aachen. Das sei mit dem «Prozess eines würdevollen Sterbens» keinesfalls vereinbar.

Auch NRW-Kulturstaatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff lehnte das am Wochenende bekannt gewordene Vorhaben in der "Rheinischen Post" ab. Der Tod werde zwar in der Gesellschaft tabuisiert. "Aber darf ich deswegen einen realen Sterbeakt öffentlich ausstellen? Muss Kunst nicht, nachdem alle Tabus gebrochen sind, sogar dazu beitragen, Tabus wieder zu errichten?"

Der 39-jährige Schneider hatte angekündigt, in einem Krefelder Museum eine Person zu zeigen, die eines natürlichen Todes stirbt oder kurz zuvor gestorben ist. Derzeit sucht er für das Projekt einen Freiwilligen, der sterbenskrank ist. Der in Rheydt geborene Künstler hat sich bereits in vielen Werken mit Tod und Vergänglichkeit auseinandergesetzt. Die Stadt Krefeld hatte die Pläne am Wochenende vehement abgelehnt. Das renommierte Museum Haus Lange, das sich der Künstler als Schauplatz wünsche, stehe nicht zur Verfügung. "In unseren Museen wird es eine solche pietätlose Aktion unter gar keinen Umständen geben", erklärte Pressesprecher Timo Bauermeister.

Pietätlos
Auch Sylvia Löhrmann, Grünen-Fraktionschefin im Düsseldorfer Landtag, äußerte in der "Rheinischen Post" Bedenken: "Ich hoffe, dass es sich nur um den Versuch einer Provokation handelt." Es sei schwer vorstellbar, dass sich Menschen in eine "Zoosituation" begäben, um sich dies anzusehen. "Wo bleibt die Würde des Sterbenden?", fragte die Politikerin. Christian Lindner, Generalsekretär der NRW-FDP, erklärte: "Man sollte mit Sterbenden pietätvoll umgehen. Ich finde die Aktion geschmacklos."

Der Installationskünstler hatte 2001 für sein bekanntestes Werk "Totes Haus u r" für den deutschen Biennale-Pavillon in Venedig den Goldenen Löwen erhalten. 2005 erregte er Aufsehen, weil er auf dem Markusplatz in Venedig eine Skulptur "Cube" aufstellen wollte. Diese ähnelte der Kaaba in Mekka, dem Heiligtum des Islam. Aus Furcht vor Terror durfte er das Werk nicht aufstellen.