Lugos Anhänger feiern in Paraguays Hauptstadt Asunción

Endlich frei!

Vor dem "Pantheon der Helden" mitten in Paraguays Hauptstadt Asunción findet eine denkwürdige Siegesfeier statt. Rot-weiß-blaue Fahnen wehen, "Lugo, Lugo"-Rufe hallen über den Platz. "Wir sind frei, endlich frei", jubelt der 42-jährige Pedro Valdez. "Wenn Lugo es wirklich schafft, dass fünf Jahre lang nicht mehr geklaut wird, dann wäre das schon eine kleine Revolution", urteilt der Menschenrechtler Martín Almada.

 (DR)

"Ein Leben lang haben uns Militärs und korrupte Politiker bevormundet. Das ist der schönste Tag meines Lebens." An diesem lauen Herbstabend feiern Zehntausende den Sieg des linken Bischofs Fernando Lugo, der in wenigen Monaten die seit 61 Jahren regierende Colorado-Partei mit einem Mehrparteienkabinett ablösen wird.

Damit schwenkt Paraguay auf den Links- und Mitte-Links-Kurs Südamerikas ein. Nur in Kolumbien und Peru sind noch überzeugte Neoliberale an der Macht. Während des Wahlkampfs wurde Lugo als Freund von Venezuelas Präsident Hugo Chávez oder gar der kolumbianischen FARC-Guerilla bezeichnet. Doch von seiner Rhetorik her scheint er den gemäßigten Regierungen in Uruguay und Brasilien näher zu stehen als Chávez oder dem Bolivianer Evo Morales.

"Unsere Programme sind nicht radikal, sondern rational", sagte Lugo denn auch dem epd. Zugleich wehrte er sich gegen vorschnelle Etikettierungen. "Ich bin ein Außenseiter ohne Parteibuch. Wir werden keine Modelle importieren, auch wenn manche Inhalte vielleicht ähnlich sind," sagt Lugo, der die Befreiungstheologie als "theologische, nicht als ideologische Option" begreift.

Gegenüber den mächtigen Nachbarn Brasilien und Argentinien plädiert Lugo selbstbewusst für einen "gesunden Nationalismus". Von Brasilien will er "gerechte Preise" für die Wasserenergie des riesigen Itaipú-Stausees an der Grenze einfordern. Damit sollen Sozialprogramme und eine Landreform finanziert werden. Die Reformpläne werden nicht leicht umzusetzen sein. Das Parlament wird immer noch vom traditionellen Politestablishment aus Colorados und Liberalen beherrscht, die Justiz ist fest in Colorado-Hand.

"Ich bin 60 und kenne nichts anderes", sagt die Lehrerin Teresita González. "Ich bin in keiner Partei, und ich will, dass unser Land endlich allen gehört." Stunden bangen Wartens waren den Feiern vorausgegangen. Obwohl bereits vor Wahlende sämtliche Hochrechnungen Lugos Vorsprung meldeten, mahnte sein Mitte-Links-Bündnis "Patriotische Allianz für den Fortschritt" zur Vorsicht: "Jetzt werden sie versuchen zu betrügen", war im Wahlkampfquartier Lugos immer wieder zu hören. Die Colorado-Kandidatin Blanca Ovelar sprach zeitweise von einem Kopf-an-Kopf-Rennen, doch ihr Gesichtsausdruck sagte etwas anderes.

Bei seinem ersten Auftritt nach der Wahl begrüßte ein überglücklicher Fernando Lugo seine Wahlkampfhelfer: "Ihr seid schuld daran, dass sich die meisten Paraguayer jetzt freuen. Auch die Kleinen können gewinnen!" Und bei der darauffolgenden Pressekonferenz in einem Nobelhotel betonte er: "Wir möchten, dass man bei Paraguay nicht an Korruption oder Armut denkt, sondern an Authentizität und Ehrlichkeit. Nie wieder soll mit Vettern- und Günstlingswirtschaft, die unserem Land so viel geschadet haben, Politik gemacht werden."