Wolfgang Wagner, der Leiter der Bayreuther Festspiele, hat seinen Rücktritt angekündigt

Kampf um den grünen Hügel

Der Streit um eine Neubesetzung der Leitung der Richard-Wagner-Festspiele steht am Dienstag im Mittelpunkt einer Stiftungsratsitzung in Bayreuth. Der Leiter der Bayreuther Festspiele, Wolfgang Wagner, hat seinen Rücktritt angekündigt. Das sagte ein Sprecher des bayerischen Kunstministeriums am Dienstag der Nachrichtenagentur ddp. Wagner leitet die Richard-Wagner-Festspiele seit 1951. Alle Interessierten hätten jetzt vier Monate Zeit, sich um die Leitung der Festspiele zu bewerben, hatte der Vorsitzende des Stiftungsrats, Toni Schmid, im Vorfeld erläutert.

 (DR)

Das gemeinsame Konzept von Eva Wagner-Pasquier und ihrer Halbschwester Katharina Wagner für die Festivalleitung liegt dem Stiftungsrat zwar vor, soll laut Schmid aber bei der nichtöffentlichen Sitzung "sicherlich keine große Rolle spielen". Es werde wohl verteilt und von den Teilnehmern der Sitzung zur Kenntnis genommen. Zunächst aber müsse der Prozess der Nachfolgeregelung erst einmal in Gang gesetzt werden.

Festspiele unterstützen Tandem
"Es wäre sicherlich zu begrüßen, wenn die Zukunft im Team von Eva Wagner-Pasquier und Katharina Wagner gestaltet werden kann", hatte der Sprecher der Festspiele, Peter Emmerich, am vergangenen Montag der Nachrichtenagentur ddp gesagt. Mit der Bereitschaft Wagner-Pasquiers, gemeinsam mit ihrer Halbschwester die Festivalleitung zu übernehmen, bestehe "die Hoffnung, dass das zum Teil unwürdige Gezänk und die Bayreuth sicher nicht zuträglichen Querelen um die Nachfolge in absehbarer Zeit ein Ende finden".

Festspielsprecher Emmerich hält eine Doppelspitze aus Eva Wagner-Pasquier und Katharina Wagner für "das Optimum" für Bayreuth: In der Tandem-Lösung verbinde sich die "gereifte Erfahrung" der 63-jährigen Eva im Opernbetrieb mit der "Jugendlichkeit und Modernität" der 29 Jahre alten Katharina. Auch die Einbindung des Dirigenten Christian Thielemann sei damit nicht vom Tisch. "Herr Thielemann hat einen unglaublichen, enormen Rückhalt im Festspielorchester - es wäre töricht, wenn man ihn nicht berücksichtigen würde", sagte Emmerich weiter.

Nike Wagner enttäuscht
Auf scharfe Kritik stößt ein Tandem aus Eva und Katharina dagegen bei deren Cousine Nike Wagner. Die Leiterin des Kunstfestes Weimar äußerte in der "Süddeutschen Zeitung" die Befürchtung, dass Bayreuth dann "mal wieder verdammt synchron mit dem Zeitgeist ist". Anstatt die Geschicke auf dem Grünen Hügel schon jetzt auf Jahre hin zuzumauern, brauche Bayreuth "stringentes Kunst-Denken, das heißt 'bessere' Auswahl und Koordination der Künstler, kühnere Programmgestaltung". Zum Ausgleich gegen den "etwas einförmigen Wagner-Monotheismus" im Sommer schwebt Richard Wagners Urenkelin eine zusätzliche "experimentelle Saison" junger Künstler vor.

Ihrer Cousine Wagner-Pasquier warf Nike Verrat vor: "Dass meine Cousine Eva mich hintergangen hat, dürfte klar sein", sagte sie mit Blick auf ihre gemeinsame Bewerbung um die Festspielleitung Ende 2007. Eine nach Ansicht Emmerichs wie auch der "Freunde von Bayreuth" verständliche Reaktion: "Ich verstehe Nikes Enttäuschung", sagte der Vorsitzende der Mäzenatengesellschaft, Karl Gerhard Schmidt. "Aber die ganze Familienkonstellation hat sich verändert. Dass Eva und Katharina nun die Leitung übernehmen wollen, ist gut so und richtig."