Caritas: Sozial Benachteiligte sterben früher

Sieben Jahre weniger

Die Caritasverbände in Nordrhein-Westfalen beklagen massive Ungerechtigkeiten im Gesundheitssystem. "In Städten und Kreisen mit hohen Sozialhilfe- und Arbeitslosenquoten liegt die Lebenserwartung bis zu sieben biblische Jahre unter dem Durchschnitt", schreibt der Kölner Diözesan-Caritasdirektor Frank Johannes Hensel in der neuesten Ausgabe von "Caritas in NRW". Das habe der Sozialbericht NRW 2007 erwiesen.

 (DR)

Damit sei die Zweiklassenmedizin in Deutschland «längst Realität», so Hensel. Sie spiele sich nicht nur bei der Terminvergabe von Ärzten ab, sondern gehe viel weiter. Eine Kölner Studie hatte jüngst ergeben, dass Privatpatienten in Arztpraxen deutlich früher Termine bekommen als Kassenpatienten. Das löste eine Debatte über die «Zweiklassenmedizin» aus.

Seltener zum Arzt
Menschen mit niedrigen Einkommen hätten nachweislich öfter als Andere körperliche und psychische Krankheiten, psychosomatische Beschwerden, Unfallverletzungen sowie Behinderungen, schreibt der Caritasdirektor. Es gebe in Deutschland einen erschreckend engen Zusammenhang zwischen Armut, mangelnder Bildung und schlechter Gesundheit.

Benachteiligte schätzten ihre eigene Gesundheit auch schlechter ein, besuchten aber, auch aus Furcht vor den Kosten, nur selten einen Arzt. Durch Praxisgebühr und Medikamenten-Zuzahlungen seien viele Menschen benachteiligt. Arme und ausgegrenzte Menschen würden das dichte Angebot des Gesundheitssystems  offenbar weniger gut zu nutzen, obwohl gerade sie von den Maßnahmen und Therapien überproportional profitieren könnten. «Die Folgen kumulieren im Lebensverlauf und spiegeln sich schließlich auch in der Sterblichkeit», so Hensel.

Aus der beruflichen und privaten Stellung leiteten sich außerdem Verhaltensmuster ab, die für die Erhaltung, Verbesserung oder Wiedererlangung der Gesundheit bedeutend sind: Alkohol- und Nikotinkonsum, Ernährung und körperliche Aktivität etwa.

Die aktuelle Diskussion um die Zweiklassenmedizin könne nicht bei der Terminvergabe stehen bleiben, fordert daher der Diözesan-Caritasdirektor Frank Johannes Hensel in der neuesten Ausgabe von "Caritas in NRW".