Vertreter der EU und der Religionsgemeinschaften treffen sich

Auch eine Frage der Ethik

Einmal im Jahr treffen sich Vertreter der Religionsgemeinschaften mit hochrangigen EU-Politikern. Im Mittelpunkt der Gespräche stand diesmal der Klimawandel. Dabei wurde deutlich: Die Politik sucht den Schulterschluss mit den Kirchen.

 (DR)

EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso setzt im Kampf gegen den Klimawandel auf die Unterstützung der europäischen Kirchen und Religionsgemeinschaften. "Lassen Sie uns an einem Strang ziehen", sagte Barroso am Montag in Brüssel während eines Treffens mit rund 20 hohen christlichen, jüdischen und muslimischen Repräsentanten. Die Gemeinschaften könnten dank ihrer Reichweite einen wertvollen Beitrag zur Mobilisierung der Bürger leisten, so Barroso. "Klimaschutz ist auch eine Frage der Ethik."

An dem Treffen nahmen auch der slowenische Ministerpräsident und derzeitige EU-Ratsvorsitzende Janez Jansa sowie EU-Parlamentspräsident Hans-Gert Pöttering (CDU) teil. Die Geistlichen bekräftigten, dass dem Kampf gegen den Klimawandel auch aus religiöser Sicht hohe Priorität zukomme. "Die Anstrengungen zur Bekämpfung der Erderwärmung müssen verdoppelt werden", sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, der einzige deutsche Teilnehmer des Treffens. In Europa und weltweit müsse es "einen Mentalitätswandel" geben, forderte er.

"Bescheidenere und weniger kostspielige Lebensweise"
Die Gespräche zwischen hochrangigen EU-Vertretern und geistlichen Würdenträgern über aktuelle Fragen finden traditionell einmal jährlich statt. Zum zweiten Mal nahmen die Spitzen aller drei EU-Organe daran teil. Während der Beratungen habe es breite Unterstützung für die jüngsten Vorschläge der Kommission zur Senkung der Kohlendioxid-Emissionen gegeben, betonte Barroso.

Als Vertreter des Heiligen Stuhls rief der Kardinal Franc Rode zu einer "einfacheren, bescheideneren und weniger kostspieligen Lebensweise" auf. Die westliche Zivilisation sei gegenüber der Natur zu anspruchsvoll, erklärte er. Der Schutz der Erde sei ein religiöser Auftrag, unterstrich der Amsterdamer Rabbiner Rafael Evers. Dieser finde sich bereits in den ersten Kapiteln der Bibel.

"Toleranz ist ein Zeichen der Stärke"
Neben dem Klimawandel standen Fragen des interkulturellen und interreligiösen Dialogs auf der Tagesordnung. Der Großmufti von Bosnien-Herzegowina, Mustafa Ceric, setzte sich in diesem Zusammenhang für die Aufnahme Bosniens und der Türkei in die EU ein. Beide Länder gehörten zu Europa. "Toleranz ist ein Zeichen der Stärke", sagte Ceric. Barroso bekräftigte, dass der Islam bereits ein Teil Europas sei: In Deutschland, Großbritannien und Frankreich etwa lebten zahlreiche Muslime, sagte er.

Der EU-Ratsvorsitzende Jansa erklärte, als besonderer Beitrag seines Landes werde in Kürze die EU-geförderte "Mittelmeer-Universität" mit Sitz in Slowenien eröffnet. Diese werde einen Begegnungsort für junge Menschen aus der christlichen, islamischen und jüdischen Welt bilden, erläuterte Jansa. Die Gründungsfeier finde am 9. Juni statt.