Zollitsch: Spätabtreibung nicht hinzunehmen - Nähe zu den Grünen

"Brutale Form von Tötung"

Der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch hat die strikte kirchliche Ablehnung von Spätabtreibungen bekräftigt. Sie seien eine besonders brutale Form der Tötung, erklärte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz in einem Interview der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Es sei nicht hinzunehmen, "dass Menschen entscheiden, mit welcher Behinderung andere weiter leben oder überhaupt nicht mehr leben dürfen".

 (DR)

Der Gesetzentwurf der Union zur Spätabtreibung bezeichnete er in diesem Zusammenhang als «kleinen Fortschritt». Es dürfe nicht mehr automatisch bei einer zu erwartenden Behinderung des Kindes zu einer Abtreibung kommen. Da die katholische Kirche Abtreibungen generell ablehne, sei der Entwurf aber «nicht die Lösung, die wir uns wünschen». - Die Unionsfraktion strebt mehrere Änderungen am Schwangerschaftskonfliktgesetz an, jedoch keinen Eingriff beim Strafgesetzbuch. So sollen Ärzte bei einer absehbaren Behinderung eines ungeborenen Kindes zu medizinischer und psychosozialer Beratung der Schwangeren verpflichtet werden.

Nähe mit Grünen in ethischen Fragen
Zugleich lobte Zollitsch das Abstimmungsverhalten der Grünen bei der Novellierung des Stammzellgesetzes. Keine Fraktion habe so geschlossen gegen die Verschiebung des Stichtags gestimmt wie diese Partei. Dagegen sei die Kirche in dieser ethischen Frage von einigen Abgeordneten der Union enttäuscht. Der Bundestag hatte Mitte April beschlossen, Forschern den Zugang zu embryonalen Stammzellen zu erlauben, die vor Mai 2007 im Ausland entstanden sind. Zuvor war der Stichtag der 1. Januar 2002.

Auch in Fragen der Ökologie gebe es mit den Grünen eine «gewisse Nähe». So kritisierten die Bischöfe ebenfalls die Herstellung von Biosprit. Damit nehme man den Menschen die Nahrung, so Zollitsch. Der Bischofskonferenz-Vorsitzende ist am Rande des am Mittwoch beginnenden Katholikentages in Osnabrück Ehrengast bei einem Empfang der Grünen.