Caritas-Präsident Neher zum Armutsbericht

Weniger Steuern und Abgaben für Arme

Caritas-Präsident Peter Neher hat sich im domradio-Interview für gezielte Steuerentlastungen stark gemacht. Diese dürften nicht nach dem "Gießkannenprinzip" erfolgen. Neher: "Zum Beispiel sollten wir die Lohnnebenkosten im Niedriglohnsektor senken." Außerdem, kritisiert Neher, sei die Erhöhung der Mehrwertssteuer vor zwei Jahren ein großes Problem: "Hier wurden genau diejenigen getroffen, die ohnehin kein Einkommen haben."

 (DR)

Das Hauptproblem aktuell sei die Integration von Langzeitarbeitslosen in den Arbeitsmarkt. Der wirtschaftliche Aufschwung der vergangenen Jahre sei nur bei den Menschen angekommen, die bereits Arbeit besäßen.
Kritik an der Arbeit der Bundesregierung weist der Caritas-Präsident zurück. Die Koalition habe "wichtige Dinge" wie  den sozialen Arbeitsmarkt, den Ausbau der familienunterstützenden Dienste und die Kinderbetreuung eingeleitet. "Solche Problemlagen lassen sich nicht in zwei Jahren beheben."
Schuld seien auch nicht "die Reichen", so Neher. Die meisten zahlten hier ihren Spitzensteuersatz. Allerdings gäbe es einige Reiche, die sich arm rechneten und damit eigentlich keine Steuer zahlten oder schlicht Steuerhinterziehung begingen. Neher: "Das ärgert mich."
Nach dem heute veröffentlichten Armutsbericht der Bundesregierung ist jeder vierte Deutsche inzwischen von Armut betroffen oder muss durch staatliche Leistungen davor bewahrt werden. 13 Prozent der Bundesbürger gelten demnach als arm.