Der Kirchentagspräsident für 2010 lobt den Katholikentag

Ökumenische Vertrauensgemeinschaft

Der evangelische Präsident des Ökumenischen Kirchentages 2010 in München, Eckhard Nagel, hat die Offenheit des Katholikentages für Protestanten gelobt. "Es hat sich eine ökumenische Vertrauensgemeinschaft gebildet, das ist deutlich spürbar", sagte der Bayreuther Mediziner am Sonntag in Osnabrück in einem epd-Gepräch. Evangelische Christen wirkten heute ganz selbstverständlich an dem Katholikentreffen mit. Seit dem ersten Ökumenischen Kirchentag 2003 in Berlin hätten sich beide Seiten verstärkt zu ihren bundesweiten Treffen eingeladen.

 (DR)

In der kirchlichen Hierarchie würden die Unterschiede zwischen den Konfessionen stärker empfunden als an der Basis, sagte Nagel, der auch dem Deutschen Ethikrat angehört. Er bedauerte, dass der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, nicht am Katholikentag teilnahm: «Das finde ich schade, denn eine solche herausragende Persönlichkeit wird hier schon vermisst.» Huber war zu einer Diskussion über den Religionsunterricht eingeladen, sagte aber aus Termingründen ab.

Christliche Holding?
Eine konkrete Annäherung der beiden großen Kirchen erwartet Nagel vom Reformationsjubiläum 2017. «Dafür wird die Kraft des Faktischen sorgen», sagte er: «Die Menschen sind der Diskrepanzen und des Auseinanderdividierens müde geworden.» Viele der heute noch bestehenden Probleme könnten sich dann lösen. Eine organisatorische Einheit der beiden Kirchen mit gemeinsamen Strukturen wäre dabei nicht unbedingt ein Vorteil, sagte Nagel: «Aber vielleicht ergibt sich ja eine sinnvoll vorstellbare christliche Holding.»

So hätten die evangelische und die katholische Kirche in Baden schon heute einen gemeinsamen Internet-Auftritt. Auch könnten Diakonie und Caritas nicht auf Dauer gegeneinander arbeiten. Ein drängendes Problem sei, dass konfessionsverschiedene Ehepaare nach wie vor nicht gemeinsam zur katholischen Eucharistie (Abendmahl) gehen könnten. Der evangelische Kirchentag prüfe derzeit, ob das Protestantentreffen
2017 in der Luther-Region Eisenach/Wittenberg/Leipzig stattfinden könne, sagte Nagel, der dem Kirchentagspräsidium angehört.

Reformationsjubiläum 2017
2017 jährt sich der Protest Martin Luthers gegen den Ablass im Jahr 1517 zum 500. Mal. Der Anschlag seiner 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche von Wittenberg gilt als Geburtsstunde der Reformation und der evangelischen Kirche.

Kardinal Karl Lehmann bot der evangelischen Kirche in Deutschland Unterstützung bei der Vorbereitung des Luther-Jubiläums 2017 an. "Vielleicht werden wir Katholiken dabei, auch wenn wir nicht Veranstalter sind, eine wichtige Rolle übernehmen", so der ehemalige Vorsitzende der Bischofskonferenz. Er wandte sich gegen eine einseitige "Ökumene der Profile" und forderte weitere Sacharbeit. Das ökumenische Feuer brenne immer noch und dürfe nicht verlöschen.