In Saragossa beginnt die Expo 2008

Großes Fest des Wassers

Das "große Fest des Wassers" soll es werden: Die Expo 2008 im spanischen Saragossa hat "Wasser und nachhaltige Entwicklung" in den Mittelpunkt gerückt. Kurz vor der heutigen Eröffnung hatte sich das Wasser selber zum Hauptdarsteller gemacht - wenn auch anders als von den Veranstaltern geplant.

Autor/in:
Hans-Günter Kellner
 (DR)

Der stärkste Frühjahrsregen seit über 100 Jahren hat den Ebro-Strom über die Ufer treten lassen und auch Teile Expo-Geländes überflutet.

Die für die ersten Tage geplanten Open-Air-Konzerte werden wohl nicht stattfinden können. Und auch ein enormer Eisberg, um den der spanische Regisseur Calixto Bieito zur Eröffnung laut Programmheft «eine lyrisch-visuelle Symphonie» aufführen wollte, versinkt in den Fluten der Wolkenbrüche. Die Arbeiter haben alle Hände voll zu tun. Wenige Tage vor der Eröffnung ist das 25 Hektar große Gelände noch eine Großbaustelle.

Wasser werde im Zuge der weltweiten Klimaveränderungen immer knapper, die Verschwendung müsse ein Ende haben, so das Leitmotiv der Pavillons aus 103 Ländern. Ein Trickfilm begrüßt die Besucher im Ausstellungsraum des Gastgeberlandes Spanien, der von Hunderten schlanker Tonsäulen getragen wird. Ein Horrorszenario wird gezeigt, verseuchte Flüsse, Bagger, die wie Monster immer mehr Natur zerstören. Noch sei Zeit zum Handeln, Zeit für ein nachhaltiges Wachstum, sagt eine Stimme aus dem Off.

Zurückhaltende Wachstums-Kritik
Doch die Wachstums-Kritik in den Pavillons der Ausstellungsländer ist zurückhaltend, oft wirkt die Expo eher wie eine Tourismusmesse. Im spanischen Pavillon erfährt der Besucher, das Land sei ein Pionier beim sparsamen Umgang mit Wasser. In Wirklichkeit steigt der Verbrauch dort in den Haushalten immer mehr, zuletzt auf 171 Liter pro Kopf. 18 Prozent des Trinkwassers versickern durch marode Leitungen im Erdreich. Immer noch entstehen Golfplätze in besonders trockenen Gegenden Andalusiens. Doch davon erfährt der Besucher nichts.

«Das ist kein Wissenschaftskongress», sagt Pedro Molina Tembori vom spanischen Pavillon. Die Expo solle ein Fest sein, das die Botschaft vom sparsamen Umgang mit Wasser spielerisch vermittele. So können die Besucher in realistischen Simulationen die Auswirkungen eines Hurrikans oder eines Wolkenbruchs an der spanischen Mittelmeerküste erleben.

Im deutschen Pavillon steht die Technik im Vordergrund. Hier macht der Besucher auf einem Boot eine Reise durch den Wasserkreislauf, der mit dem Grundwasser in Höhlen beginnt und schließlich mit der Hochtechnologie in modernen Klärwerken endet.

Sechs Millionen Besucher erhofft
Saragossa, von den Römern als «Colonia Caesaraugusta» gegründet, hofft auf sechs Millionen Besucher durch die Expo. Bisher ist die nordostspanische Großstadt vor allem durch seine barocke Kathedrale bekannt, wo die Madonna del Pilar verehrt wird. Ihr Namenstag, der 12. Oktober, ist spanischer Nationalfeiertag.

Das Viertel Actur, das direkt an das Expo-Gelände grenzt, hat wohl bis heute kaum ein Urlauber besucht. Actur war lange Zeit vernachlässigt, ein Arbeiterstadtteil mit gleichförmigen roten Klinkerbauten. Dank der Weltausstellung gibt es entlang des Ebro nun Promenaden, Parks und Radwege. Unzählige kleine Cafés und Restaurants hoffen auf Umsatz durch die Expo-Gäste.

Wenige Tage vor der Eröffnung sangen in einem Hauseingang vier spanische Roma-Jungen Flamenco. «Die Besucher wollen doch auch mal etwas anderes als das Expo-Gelände sehen», meint Javier Rivera, Besitzer einer kleinen Cafetería. Und versichert, trotz des erhofften Ansturms werde bei ihm das Tagesmenü mit zwei Gängen weiterhin neun Euro kosten.