In rechtsextremen Parteien sind auch Christen - In Köln wird das zum Problem

"Notwendig ist Aufklärung"

In der Pfarrgemeinde St. Peter in Köln Ehrenfeld gährte der Konflikt schon lange, nun ist die Diskussion offen entflammt: ein Pfarrgemeinderatsmitglied tritt der rechtsextremen Partei "Pro Köln" bei und gründet einen Arbeitskreis "Pro Christen". Ist die christlich-integrative Arbeit in der Gemeinde mit der Unterstützung einer menschenverachtenden und Ausländer ausgrenzenden Gruppierung miteinander vereinbar? Nein, meint Hannelore Bartscherer, Vorsitzende des Katholikenaussschusses, im domradio-Interview.

 (DR)

domradio: Wie kann so etwas passieren? Wie schafft es ein "Pro Köln"-Mitglied  in den Pfarrgemeinderat, wusste die Gemeinde von St. Peter nicht, dass die Frau bei Pro Köln aktiv ist?
Bartscherer: Man muss sich klar machen, dass die Situation wächst, da gibt es langjährige Mitarbeiter im Pfarrgemeinderat, die ihre politische Haltung verändern. Das Pfarrgemeinderatsmitglied, um das es geht, ist eine sehr aktive Frau, die sich viele viele Jahre für ihre Gemeinde ehrenamtlich intensiv im Pfarrgemeinderat eingesetzt hat. Und dann, aufgrund ihrer Meinung sich politisch zu verändern, plötzlich den Pfarrgemeinderat mit dieser Situation konfrontiert. Sie meint, ihre politische Heimat in dieser rechtsradikalen Partei gefunden zu haben und ich bin schon der Auffassung, dass das jetzt nicht mehr kompatibel ist. Jemanden ausschließen, der in Kirche mitarbeiten will, das geht ohne weiteres nicht, de jure. Wir haben Kriterien, eine Wahlordnung und Statuten, damit können wir im Moment nicht sagen: "Da gehörst du nicht hin". Aber ich denke, es muss schon deutlich gefragt werden: "Passt deine Haltung in deiner politischen Partei zu dem, was Aufgaben eines Pfarrgemeinderats sind und auch Auftrag von Christinnen und Christen auf dem Hintergrund unseres Evangeliums?"

domradio: Also es nicht eine Rechtsradikale in den Pfarrgemeinderat gewählt worden, sondern ein Mitglied hat seine Meinung radikal geändert?
Bartscherer: Hat die Haltung über einige Jahre hinweg auch durch die Veränderungen in einem Stadtteil geändert, ist aus der einen Partei, der CDU, ausgetreten und in eine andere Partei gegangen und hat jetzt da ihre Heimat gefunden. Und das gibt Schwierigkeiten mit allen anderen die sagen: "Wie kann das angehen, wir fühlen uns hier nicht mehr in einem Gremium, das eine gemeinsame Zielorientierung hat auf dem Hintergrund unseres Evangeliums." Wir können niemanden ausgrenzen, weder das Mitglied noch andere. Und das ist ja das Problem, dass da eine Partei ist, die eine Haltung hat, die ausgrenzt, die eine Ausländerfeindlichkeit immer wieder propagiert, die ganz bestimmte Dinge, wie zum Beispiel eine Moschee in Ehrenfeld diffamiert und sagt: "Wir brauchen das nicht, das gehört hier nicht hin, wir kämpfen dagegen." Da muss man schon mal miteinander überlegen, ob das jetzt alles noch zusammenpasst.

domradio: Hinzu kommt, dass die betroffene Frau einen Arbeitskreis "Christen pro Köln" gegründet hat. Was will denn Pro Köln damit erreichen?
Bartscherer: Da müssen sie Pro Köln fragen, ich weiß auch nicht, ob dieses Pfarrgemeinderatsmitglied diesen Arbeitskreis gegründet hat. Die Situation betrifft ja nicht nur die katholische Kirche, denn "Christen pro Köln" betrifft ja auch alle anderen christlichen Kirchen. Auch evangelische und freikirchliche Christen.

domradio: Was können Sie denn jetzt tun?
Bartscherer: Es ist unglaublich wichtig, noch einmal klarzumachen: Es gibt eine Gruppe in Köln, die nennt sich Bürgerbewegung, das ist so ein softes Wort, das kommt so vertrauensvoll daher. Aber  es ist eine politische Partei, die unter Beobachtung des Verfassungschutzes steht. Die Ziele sind rechtsradikal. Und dieser Europäische Rassistenkongress, der im September in Köln stattfinden soll, lädt aus ganz Europa rechtsradikale Kräfte ein. Für Köln ist das etwas, was wir hier nicht haben wollen. Weder die Parteien, noch die Kirchen, noch die Bürgergesellschaft, sonst hätte der DGB sich nicht so deutlich distanziert.

Notwendig ist Aufklärung, miteinander reden. Die Kirchengemeinde und die Mitglieder des Pfarrgemeinderates müssen genau wissen, was die Ziele dieser Partei sind. Auch für die Menschen, die meinen, in Pro Köln ihre politische Heimat gefunden zu haben, muss es ein Dialogangebot geben, das gibt es auch. Es ist niemals verweigert worden. Wir müssen miteinander reden: "Warum glaubst du, dass du da richtig bist, und wie glaubst du, dass da deine Engagement in Kirche und politischer Partei kompatibel sind?" Es geht nur über Aufklärung. Für die anderen und vielleicht um die Möglichkeit die Türen offen zu halten, für die, die betroffen sind. Ich kenne bislang aber nur diesen einen Fall.

domradio: Muss man dann nicht die juristische Grundlage schaffen, so jemanden ausschließen zu können?
Bartscherer: Es muss darüber gesprochen werden, wie wir damit umgehen können. Ich sehe das als eine sehr schwierige Situation auch für die Zukunft. Wie gehen wir in Zukunft damit um, da muss sich die Kirche im Erzbistum Köln überlegen und gut positionieren, damit wir in Zukunft nicht sagen: "Da hätten wir früher reagieren müssen."

domradio: Was wünschen Sie sich an Unterstützung vom Erzbistum?
Bartscherer: Ich habe einen Brief geschrieben an den Diözesanrat. Ich bin Mitglied im Diözesanpastoralrat, da haben wir schon überlegt, möglichst breit dieses Thema zu kommunizieren mit der Frage: "Was können wir tun, wie können wir diese Situation auffangen?"