Fürst sieht keine gestiegene Nachfrage nach lateinischer Messe

Geste der Versöhnung nicht angenommen

Keine auffällig gestiegene Nachfrage nach Messen im tridentinischen Ritus registriert der Rottenburg-Stuttgarter Bischof Gebhard Fürst in seinem Bistum. Rund ein Jahr nach dem Motu proprio des Papstes zur lateinischen Messe sagte Fürst im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Stuttgart, er habe den Eindruck, dass die Versöhnungsgeste des Papstes von den radikalen Traditionalisten nicht angenommen worden sei.

Autor/in:
Christoph Arens
 (DR)

KNA: Herr Bischof, ist das Klima in den Gemeinden nach dem Papsterlass zur lateinischen Messe anders geworden?

Fürst: Die Seelsorge, die Theologie und die Liturgie in der Diözese Rottenburg-Stuttgart und ihren Gemeinden stehen auf dem Boden des Zweiten Vatikanischen Konzils. Der Geist des Konzils prägt auch das Klima in unseren Gemeinden. Daran hat sich nichts geändert. Von Konflikten in Gemeinden im Zusammenhang mit dem Motu proprio ist mir nichts bekannt.

KNA: Gibt es Gruppen im Bistum, die auf solche Gottesdienste drängen?

Fürst: Sicher gibt es am einen oder anderen Ort verschiedentlich Einzelpersonen oder kleine Gruppen, die auf die Wiedereinführung von Messen im tridentinischen Ritus drängen. Aber sie treten zahlenmäßig nicht so in Erscheinung, dass im Sinne des Motu proprio entsprechende Konsequenzen gezogen werden müssten.

KNA: Gibt es Druck von außen, solche Gottesdienste einzuführen?

Fürst: Als Bischof bin ich in der Diözese Rottenburg-Stuttgart in Übereinstimmung mit den Vorgaben des Heiligen Vaters für die Gestaltung der Liturgie verantwortlich. Durch Druck von außen würde ich mich in der Wahrnehmung dieser Verantwortung nicht beeinflussen lassen. Einen solchen Druck nehme ich aber auch von keiner Seite wahr.

KNA: Haben sich die deutschsprachigen Gottesdienste verändert? Gibt es mehr lateinische Gottesdienste im zuvor schon erlaubten Ritus?

Fürst: Die deutschsprachigen Gottesdienste haben sich nicht verändert. Immer schon gab es in der katholischen Liturgie, wie sie seit der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils gefeiert wird, auch lateinische Elemente. Die Kirche schöpft ja aus einem reichen Fundus der liturgischen Tradition. Ich denke dabei vor allem an die Schönheit des Gregorianischen Chorals. Aber eine nennenswerte Zunahme lateinischer Gottesdienste über die bereits bestehende Praxis hinaus kann ich nirgends erkennen. Im Übrigen war und ist es mir ein großes Anliegen, die Pflege einer schönen und würdigen Liturgie zu fördern.

KNA: Das Motu proprio war als Versöhnungssignal an die radikalen Traditionalisten gedacht. Gibt es Anzeichen für eine solche Versöhnung und Annäherung, oder war es nur eine Einladung, noch mehr zu fordern?

Fürst: Wenn Sie mich nach den Traditionalisten im Geist von Erzbischof Lefebvre fragen, dann habe ich leider den Eindruck, dass sie diese Geste der Versöhnung nicht annehmen.