Die Reise nach Sydney wird die längste Reise des Papstes

Weltjugendtag unterm Kreuz des Südens

Auch wenn der Weltjugendtag in Sydney bei den Teilnehmerzahlen keine Superlative verspricht - ein Rekord steht fest: Es wird der bislang längste Nonstop-Flug eines Petrusnachfolgers. Den weiten Flug nach Australien unternimmt Benedikt XVI. ohne Zwischenlandung von Rom nach Darwin.

 (DR)

Die Fluggesellschaft Alitalia wird alles daran setzen, die Strapazen der langen Reise, die nicht frei ist von medizinischen Risiken, zu mindern. Am tropischen Nordzipfel des Fünften Kontinents muss die Sondermaschine am Sonntag nach rund 15 Stunden in der Luft erst einmal nachtanken. Dann geht es vier Stunden lang weiter in die Vier-Millionen-Metropole im Südosten.

Das Protokoll sieht bei der Ankunft in Sydney denn auch keinerlei Zeremoniell vor. Der Papst kann erst einmal schlafen und den Jetlag überwinden. Drei Tage lang hält er sich zunächst an einem bislang noch geheimen Ort auf, die große Eröffnungsmesse am 15. Juli findet ohne ihn statt. Eine Reise um die halbe Welt ist kein Pappenstiel für den 81-Jährigen, nicht einmal für seinen sportlichen Privatsekretär Georg Gänswein. Aber in der Mühsal der Papstreise liegt schon eine Botschaft: Der Hirte der universalen Kirche geht seinen jungen Schäflein nach bis unters Kreuz des Südens.

Frieden und Gerechtigkeit auf der Welt
Auf die Jugendlichen setzt Benedikt XVI. seine Hoffnung. Sie sind es, die er immer wieder zu Mission und zum Aufbau einer friedlicheren, gerechteren Welt aufruft. Wenn er - nach Höflichkeitsvisiten bei Generalgouverneur Michael Jeffrey und Premier Kevin Rudd - sich ihnen zum ersten Mal in Sydney zeigt, tut er es mit einer symbolträchtigen Bootsfahrt durch eine der schönsten Buchten der Welt, die ganze Skyline entlang, am Opernhaus vorbei, unter der Harbour Bridge hindurch: Am Ufer werden Aborigines tanzen.
Ob und wie der Papst sich zu ihrer tragischen Geschichte äußert, in der auch die Kirche eine Rolle spielt, ist offen.

Während der Tage vom 16. bis 18. Juli stehen für die erwarteten rund 225.000 Jugendlichen hauptsächlich Katechesen auf dem Programm. In vormittagsfüllenden Veranstaltungen sprechen Bischöfe aus aller Welt in 250 Kirchen, Schulen und Mehrzwecksälen im Stadtgebiet über ein Leben im Heiligen Geist. Der Papst hält sich dabei gegenüber seinen Brüdern im Hirtenamt im Hintergrund. Abgesehen vom Willkommensparcours am Donnerstag rückt er erst wieder am Freitagnachmittag in den Mittelpunkt, wenn er vor der Kathedrale der Stadt eine Kreuzwegmeditation zum Gedenken an Jesu Leiden eröffnet.

Viele Gespräche
Ohne große Bühnen wird Benedikt XVI. am Freitagvormittag mit den politischen Spitzen des Landes sprechen, Vertreter anderer Kirchen und Religionen treffen. Am Freitagabend steht ein Besuch bei verhaltensauffälligen Jugendlichen an, am Samstag feiert er eine Messe mit den australischen Bischöfen und trifft sich anschließend mit ihnen zum Austausch. Der Papst kommt zum Lehren und Ordnen, Ermahnen und Ermutigen. Und er wird sich bei aller Eile ein Bild zu machen versuchen von dem großen Land, in dem nach den Aborigines Briten und Koreaner, katholische Italiener, orthodoxe Griechen und libanesische Christen eine neue Heimat gefunden haben. Sydney ist stolz auf seine kulturelle und religiöse Vielfalt; man wird es den Papst spüren lassen wollen.

Doch der Höhepunkt wird die große Nachtwache im Randwick Racecourse, der Pferderennbahn im Süden Sydneys. Dazu werden die meisten der jungen Christen kommen: Einen stimmungsvollen Abend mit ihrem geistlichen Oberhaupt zu verbringen und am Morgen die Messe zu feiern - ein trotz der Menge fast intimes Lehr- und Zwiegespräch über die Generationen hinweg. Drei Jahre zuvor in Köln debütierte der eben erst gewählte Benedikt XVI. vor Jugendlichen, die sich großenteils noch unter Johannes Paul II. angemeldet hatten.

Inzwischen hat der damals noch ziemlich professorale Papst einiges im Umgang mit Massenevents dazugelernt. Heute kommen sie seinetwegen. Das Bild seines - bald seligen - Vorgängers schwebt dennoch über ihm: Johannes Paul II. ist einer der offiziellen Patrone des Weltjugendtags.