25 Jahre Motorradgottesdienst in Hamburg

Mit dem Bike vor die Kirchentür

In den vergangenen Jahren hat sich der Motorradgottesdienst, kurz Mogo, zum Großereignis in der Motorradszene entwickelt. 39.000 Maschinen mit Nummernschildern aus ganz Deutschland parkten an diesem Wochenende zum 25-jährigen Mogo-Jubiläum rund um den Hamburger Michel, die Hauptkirche Sankt Michaelis.

Autor/in:
Kirsten Westhuis
 (DR)

"Fahre nie schneller, als Dein Schutzengel fliegen kann." So steht es in knallgelben Buchstaben auf dem schwarzen T-Shirt von Hans-Peter Freitag aus Kiel. Ein Geschenk seiner Tochter Tanja. "Weil ich möchte, dass mein Papa von seinen Touren immer heil nach Hause kommt", sagt sie. Zum zweiten Mal sind Vater und Tochter zusammen beim Hamburger Motorradgottesdienst (Mogo), dem weltweit größten kirchlichen Biker-Treffen.

50.000 Teilnehmer sind insgesamt angereist. Das bunte Vorprogramm mit Musik gehört genauso dazu wie der anschließende Konvoi nach Kaltenkirchen, wo das Ganze mit einem alkoholfreien Motorradfest endet.

Doch im Mittelpunkt steht immer noch der Gottesdienst: "Für uns ist der ganz wichtig", betont Astrid Schwertfeger aus Brake, "denn auf der Straße haben wir keine Knautschzone, sondern nur einen Schutzengel." Und deswegen flattern an vielen Maschinen, Lederjacken oder Handgelenken die begehrten gelben Segensbänder, die Jahr für Jahr hier verteilt werden.

"Der predigt uns immer, dass wir vorsichtig fahren sollen"
"Von Anfang an konnte der Mogo auch inhaltlich überzeugen", sagt Motorradseelsorger Erich Faehling. Die Teilnehmer können nicht nur "mit dem Bike bis vor die Kirchentür fahren". Sie werden auch in ihrer Verletzlichkeit und mit ihrer ganzen Angst angenommen. Aber manchmal stelle sich der Mogo auch quer, ergänzt Faehling: "wie ein Balken oder ein Andreaskreuz". Dann müssten sich die Biker auf liebevolle Art auch mal was anhören.

"Der predigt uns immer, dass wir vorsichtig fahren sollen", beklagt sich Peter Scharpen augenzwinkernd. "Aber damit hat er ja auch Recht, denn jeder, der Motorrad fährt, weiß wie schnell man einen Abflug machen kann." Während des Gottesdienstes im Michel wird traditionell der Motorradfahrer gedacht, die im vergangenen Jahr mit ihren Maschinen tödlich verunglückten. "Das ist sehr ergreifend", erzählt Biker Wolfgang aus Hamburg, der hier seit 20 Jahren für seine verstorbenen Kollegen betet: "Da fangen selbst die härtesten Brocken an zu schnupfen."

Inhaltlich steht der Mogo diesmal unter dem Motto "Zukunft Leben." Auch wenn viele Biker Leder trügen und ein harte Schale zeigten, seien sie doch auch nur ganz normale Menschen, sagt Erich Faehling:  "Sie sind genauso Familienväter oder Arbeitnehmer, die Angst um ihren Arbeitsplatz haben." Und deswegen spricht der Motorradseelsorger in seiner Predigt von Zukunftsängsten, Zweifeln, aber auch von dem Vertrauen in Gott. "Unser Leben und unsere Zukunft sind bei Gott wunderbar aufgehoben." Auch wenn es manchmal nicht danach aussehe, es gebe immer eine Zukunft - und das beste Beweisstück sei das Kreuz.

Kurz nach dem Mogo dröhnen die Motoren. Der Konvoi startet durch die gesperrte Hamburger Innenstadt über die A7 nach Kaltenkirchen. "Es ist ein unbeschreiblich tolles Gefühl, Teil dieses Konvois zu sein", schwärmt Hans-Peter Freitag. "Es ist schön zu sehen, dass man ein Teil dieser großen Biker-Familie oder -Gemeinde ist, wie man ja in der Kirche sagt." Und Tochter Tanja widerspricht nicht.