Neuer Belag soll die Lärmbelastung der A 3 bei Köln mindern

Das Flüstern der Autobahn

Man merkt die Veränderung sofort: Wenn man mit dem Auto auf das neue Autobahnteilstück fährt, hört sich der Wagen spürbar leiser an - und auch die Geräusche der vielen anderen Fahrzeuge machen sich weniger stark bemerkbar. Es ist eine neue Asphaltmischung, die auf der A 3 bei Köln den Lärm auf Deutschlands meistbefahrenem Autobahnteilstück jetzt dauerhaft mindern helfen soll.

Autor/in:
Frank Bretschneider
 (DR)

Mehr als 165 000 Autos brausen Tag für Tag zwischen Leverkusen und dem Dreieck Heumar entlang - für die Anwohner entlang der Aus- und Auffahrt Köln-Dellbrück seit Jahren der blanke Horror. Mit dem schrittweisen Ausbau des Autobahnabschnitts von sechs auf acht Spuren ist die Fahrbahn jetzt noch näher an die Häuser herangerückt. Deshalb sollen die Anwohner nun auf dem gewissermaßen vor ihrer Haustür gelegenen Teilstück durch offenporigen Asphalt  - bekannt auch als Flüsterasphalt - entlastet werden.

Der Belag «verschluckt» einen großen Teil der von den Fahrzeugen ausgehenden Rollgeräusche. «Diese spezielle Fahrbahndecke besteht zu 25 Prozent aus Hohlräumen, die den Schall aufsaugen. Herkömmlicher Asphalt hat dagegen nur einen Hohlraumanteil von höchstens sechs Prozent», erläutert Uwe Dewes, Leiter der Regionalniederlassung Rhein-Berg des Landesbetriebs Straßenbau NRW.

Wegen seines besonderen Aufbaus kann der Flüsterasphalt den Lärmpegel durch Rollgeräusche mehr als halbieren. «Das ist die Grenze des derzeit Machbaren», betont Dewes. «Wir haben es hier sozusagen mit einer horizontalen Lärmschutzwand zu tun», fügt er hinzu. Zusammen mit den neuen, bis zu 13 Meter hohen Schallschutzwänden könnten sich die Anwohner jetzt auf eine insgesamt um rund die Hälfte reduzierte Lärmbelastung einstellen.

Die Baukosten erhöhen sich mit dem neuen Belag jedoch deutlich. Der Flüsterasphalt ist wegen seiner besonderen technischen Anforderungen rund doppelt so teuer wie der üblicherweise eingesetzte Gussasphalt. Mit rund 200 Euro schlägt ein einziger Quadratmeter zu Buche. Auf dem Kölner Autobahnteilstück ist die Schicht 5,5 Zentimeter tief und damit so dick wie auf keinem anderen vergleichbaren Streckenstück in Deutschland - üblich sind sonst 3,5 bis 4,0 Zentimeter. Doch je dicker die Schicht, desto größer der Lärmschutz-Effekt, rechnet Dewes vor.

Weniger Aquaplaning
Der offenporige Flüsterasphalt hat neben der Lärmdämmung noch mehr Talente. «Er saugt Regenwasser in Sekundenschnelle auf und senkt damit die Gefahr des Aquaplanings», erläutert Dewes. Dewes und sein Team lassen zum Beweis auf der Baustelle aus einem Kunststofftank 1000 Liter Wasser auf die Fahrbahn laufen, die sofort versickern. Das Kölner OPA-Autobahnstück ist um zwei Prozent geneigt, so dass das Wasser unter der Fahrbahn problemlos in die Wasserkanäle an den Fahrbahnrändern fließen kann.

Wegen der hohen Kosten kommt der Flüsterasphalt jedoch nur an wenigen Stellen zum Einsatz: In NRW sind es derzeit gerade mal 35 von 2200 Autobahnkilometern - eine Sparsamkeit, für die auch der ADAC Verständnis hat. «Verkehrslärm ist zwar eine der schlimmsten Geißeln. Es ist aber klar, dass es Flüsterasphalt nur in ausgewählten Streckenabschnitten geben kann», sagt der Straßenbau-Experte des Automobilclubs, Thomas Hessling.

Gleichwohl hat OPA gerade wegen seiner Lärmminderung auch Nachteile: «Die schallschluckenden Hohlräume im Asphalt verstopfen mit der Zeit durch Schmutz und Reifenabrieb, weshalb der Lärmschutzeffekt immer mehr verschwindet», merkt Hessling an. Darüber hinaus brauche man im Winter wegen der Hohlräume mehr Salz und Granulat, um die Fahrbahn eisfrei zu halten.

Auf die geringere Lebensdauer ist man auch beim Landesbetrieb Straßenbau NRW eingestellt. Dewes sagt: «Während ein herkömmlicher Autobahnbelag bis zu 20 Jahre hält, muss der Flüsterasphalt nach spätestens 12 Jahren abgefräst und neu aufgetragen werden.»