Der Moderator und Entertainer Chris Howland war im Nachkriegsdeutschland eine Ikone im Showgeschäft

"Mister Pumpernickel" wird 80

Ein gelernter Imker, der außerhalb seiner Heimat England in Deutschland als Moderator Karriere macht - und hierzulande beim Publikum mit dem selbst gegebenen Zweitnamen "Heinrich Pumpernickel" Kult wird. Ein solcher Lebensweg klingt so skurril, dass er erfunden sein könnte. Doch den Mann zu dieser Biografie gibt es wirklich: Es ist Chris Howland. Am 30. Juli feiert der Entertainer, der heute mit seiner Frau in der Nähe von Köln lebt, seinen 80. Geburtstag.

Autor/in:
Frank Bretschneider
 (DR)

«Hello meinar Freundar. Sitzen Sie bekwäm? Dann fanger ish arn» - so begrüßte Howland ab 1952 beim damaligen Nordwestdeutschen Rundfunk (NWDR) als «Mister Pumpernickel» die verdutzten Radiohörer, die sich schnell für Deutschlands ersten «Discjockey» begeisterten. Mit seinem britischen Akzent wurde er durch die Sendungen «Rhythmus der Welt» und «Spielereien mit Schallplatten» enorm populär.

Später wurde Howland mit den TV-Sendungen «Musik aus Studio B» und dem «Verstehen sie Spaß?»-Vorläufer «Vorsicht Kamera» in den 1960er Jahren auch einem wachsenden Fernsehpublikum bekannt. Mit Schlagern wie «Das hab ich in Paris gelernt» oder «Fräulein» hatte er in dieser Zeit auch als Sänger großen Erfolg. Sein Markenzeichen blieb - wie im Rundfunk - das radebrechende Deutsch. Außerdem spielte er in Nebenrollen in Karl-May- und Edgar-Wallace-Filmen mit.

Howlands ungewöhnliche Karriere begann in seiner Heimatstadt London, wo es ihn schon als Jugendlichen regelmäßig vors Mikrofon zog - sein Vater war leitender Redakteur bei der BBC. Doch ursprünglich wollte Howland Tierarzt werden. Der Zweite Weltkrieg, wo Howland bei der Artillerie war, durchkreuzte diese Pläne. Howland bewarb sich als 18-Jähriger nach Kriegsende erfolgreich beim englischen Soldatensender «British Forces Network» (BFN) in Hamburg. Zwei Jahre später, 1948, war er dort Nachrichtensprecher und Chef der Musikabteilung. Vom BFN wechselte er dann 1952 zum NWDR.

Radio, Fernsehen, Musik, Film: Mit seinen vielen Talenten wurde Howland im Deutschland der 50er und 60er Jahre zu einer der führenden Persönlichkeiten des Showgeschäfts. Doch im spröden Klima der Wirtschaftswunderjahre stieß der fidele Engländer bei den Fernsehverantwortlichen auch an Geschmacksgrenzen. 1963 erzwang WDR-Rundfunkrat und Vizekanzler Erich Mende die Absetzung von «Vorsicht Kamera» mit dem Argument, die Sendung verletzte die Intimsphäre der «unfreiwilligen» Mitspieler.

So folgte für Howland nach steilem Aufstieg ein Karriereknick, als er 1970 auch die Moderation von «Musik aus Studio B» aufgab. Er zog sich für mehrere Jahre in sein Hotel «Villa Columbus» auf Mallorca zurück und startete erst 1976 zu einem Comeback durch. Seitdem hört man ihn bis heute regelmäßig in Radiosendungen etwa beim WDR, wo er seinen Klassiker «Spielereien mit Schallplatten» neu aufgelegt hat. Auch im Fernsehen war und ist er immer wieder zu sehen. Darüber hinaus ging er in den letzten Jahren noch mit eigenen Shows auf Tournee und debürtierte vielbeachtet als Schriftsteller mit den autobiografischen Erzählungen «Happy Days».