Anglikanischer Bischof zur Krise seiner Kirche und zur Ökumene

"Wir müssen unser Haus in Ordnung bringen"

David Beetge ist Bischof der anglikanischen Diözese von Highveld in Südafrika. Der 60-Jährige ist Mitglied in zahlreichen ökumenischen Gremien und derzeit auf der Lambeth-Konferenz der anglikanischen Weltgemeinschaft in Canterbury, die am Sonntag zu Ende geht. Mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sprach Beetge am Montag über die bisherigen Ergebnisse des Treffens, die Krise seiner Kirche und die Ökumene.

 (DR)

KNA: Herr Bischof, wie steht es kurz vor dem Ende der Lambeth-Konferenz um die anglikanische Gemeinschaft?
Beetge: Ich habe Hoffnungen, aber ich bin nicht naiv. In den kommenden Wochen erwarten uns harte Zeiten. Die Probleme sind größer, als dass man sie schnell lösen könnte. Wir müssen uns dafür noch mehr Zeit einräumen. Solange wir zusammen stehen, können wir an einer Lösung arbeiten. Natürlich müssen wir dabei auch die Ökumene im Blick behalten. Wir können nicht in eine Richtung gehen, wenn wir sehen, dass unsere ökumenischen Partner woanders stehen.

KNA: Befällt Sie bei den aktuellen Streitereien manchmal der Gedanke, was wäre, wenn König Heinrich VIII. nicht mit Rom wegen einer Scheidung gebrochen und die Kirche von England gegründet hätte?
Beetge: Es ging damals nicht nur um eine Scheidung. Aber wie bei den Spaltungstendenzen heute handelte es sich damals um Fragen der Jurisdiktion: Wer hat das Sagen? Die universale oder die lokale Ebene? Das ist für uns mit unserer Geschichte ein enorm wichtiges Thema. Ich bin mittlerweile überzeugt, dass wir unseren Strukturen neue Konsistenz verleihen müssen, damit wir unsere Mission erfüllen können. Wir müssen unser Haus in Ordnung bringen. Wir müssen Vertrauen finden in unsere Struktur, in unser Dogma und in unsere Spiritualität. Dann können wir auch umso stärker in die Welt hinausgehen.

KNA: Wie wichtig sind die ökumenischen Teilnehmer auf der Lambeth-Konferenz?
Beetge: Mich bewegt das Engagement der anderen Kirchen zutiefst. Sie sagen uns: Die ökumenische Welt nimmt Euch ernst; wir wollen, dass ihr Anglikaner in vernünftiger Weise fortschreitet. Auch betreffen uns viele Probleme, die wir haben, nicht allein; etwa die Sexualmoral. Da schauen unsere ökumenischen Freunde schon genau hin, weil sie wissen, dass sie auch damit umgehen müssen. Vor allem bedeutet die Präsenz eine Bestärkung der christlichen Gemeinschaft der Kirche Gottes.

KNA: Kritiker werfen der katholischen Kirche vor, eine Doppelstrategie zu verfolgen: Offiziellen Austausch einerseits, bereitwillige Aufnahme von Überläufern andererseits.
Beetge: Seit mehr als acht Jahren arbeite ich in verschiedenen Gremien mit den Katholiken zusammen. Ich bin überzeugt, dass Rom keinerlei Wünsche hegt, dass wir Anglikaner auseinanderfallen. Wenn Geistliche überzeugt sind, dass ihre Weggemeinschaft mit uns an ein Ende gekommen ist, dann freue ich mich, dass sie in der katholischen Kirche eine Heimat finden. Auch in meiner Diözese gab es Überläufer.
Übrigens gilt das auch andersherum. Einer der hier anwesenden anglikanischen Bischöfe war vorher katholischer Priester.

KNA: Ein wichtiges Thema auf der Lambeth-Konferenz ist der Streit über Homosexualität in der anglikanischen Kirche. Dabei ziehen einige auch Vergleiche mit den Kämpfern der Anti-Apartheidsbewegung. Wie beurteilen Sie das als Südafrikaner?
Beetge: Das Thema Homosexualität ist viel mehr als ein Bürgerrechtsthema. Es ist eine theologische Frage - und das blenden viele Aktivisten aus. Wir dürfen die Bibel, die Tradition und die Ökumene nicht aus dem Auge verlieren.