Dalai-Lama-Gesandter: In Tibet herrscht faktisch Kriegszustand

Hier feiern, dort unterdrücken

Zwei Tage vor Eröffnung der Olympischen Spiele in Peking blicken die Tibeter mit gemischten Gefühlen auf die Sportwettkämpfe. Es sei paradox, dass in der chinesischen Hauptstadt fröhlich die Spiele abgehalten würden, während in Tibet faktisch Kriegszustand herrsche, sagte der Europa-Gesandte des Dalai Lama, Kelsang Gyaltsen, am Mittwoch im Deutschlandfunk.

 (DR)

Die chinesische Führung betrachte es als große Ehre, die Olympischen Spiele ausrichten zu dürfen, instrumentalisiere Olympia aber politisch, kritisierte Gyaltsen. Die Spiele zeigten aber auch, wie wichtig es der chinesischen Regierung sei, wie die Welt über China denke. Daher könne es für Tibet sehr hilfreich sein, wenn die EU sich in Peking für die Tibeter einsetze, so der EU-Vertreter des Dalai Lama, dem Oberhaupt der Tibeter.

Seit den Unruhen im März und April habe China seine «patriotische Erziehungskampagne» in Tibet verstärkt. Das bedeute, dass die Tibeter in den Klöstern, am Arbeitsplatz und in der Schule ihre totale Loyalität gegenüber der kommunistischen Partei und der chinesischen Herrschaft in Tibet zum Ausdruck bringen müssten. Außerdem müssten sie sich vom Dalai Lama distanzieren, was viele Tibeter jedoch verweigerten. Daher komme es laufend zu neuen Verhaftungen, berichtete Gyaltsen.