Ausstellung über Annette von Droste-Hülshoff

Die Reiselust "der Droste"

Auch die vermeintlich so biedere Dichterin Annette von Droste-Hülshoff war reiselustig. Das beweist eine Ausstellung ab Sonntag in Düsseldorf. Besonders hatte ihr es das Rheinland angetan. Vom Kölner Dom allerdings war die strenggläubige Katholikin weniger überzeugt.

Autor/in:
Andreas Rehnolt
 (DR)

"Sie selbst sprach von ihrer Reiselust oft als Plage-Dämon", sagt Cornelia Ilbrig vom Düsseldorfer Heinrich-Heine-Institut, Kuratorin der Ausstellung "Die Reise nach dem Mond". Die Ausstellung zeigt von Sonntag an Werke, Begegnungen und Weggefährten "der Droste", die im Zusammenhang mit ihren zahlreichen Reisen ins Rheinland stehen.

"Mehrere lange Aufenthalte im Rheinland in den 1820er und 30er Jahren bedeuteten für die Dichterin jenseits des engen Kreises ihrer westfälischen Großfamilie die Erfahrung von Offenheit und Freiheit, geistigem Austausch und Anerkennung ihres Schaffens als Schriftstellerin", erklärte Ilbrig bei der Präsentation der Ausstellung am Donnerstag. Seit 1825 hielt sich Droste-Hülshoff mehrfach im Rheinland auf. Nach einer langen schweren seelischen Krise aufgrund einer unglücklichen Liebe schickte ihre Familie sie zu Verwandten, die in Köln und Bonn lebten.

Vom Kölner Dom hielt sie weniger
"Sie genoss wohl vor allem die erste Reise, um mal raus aus der Enge des Westfälischen zu kommen", erklärte die Kuratorin. In Köln gefiel der Frau mit den Korkenzieher-Locken vor allem der Karneval, über den sie in einem Brief an die Familie schrieb: "Die Bälle hier sind äußerst brisant." Der Titel der bis zum 28. September laufenden Ausstellung "Die Reise nach dem Mond" erinnert an das gleichlautende Motto des Kölner Karnevals aus dem Jahre 1826.

Vom Kölner Dom dagegen hielt die überzeugte und strenggläubige Katholikin weniger. In zwei Geschichten setzte sie sich kritisch mit dem Dombau auseinander, der nach ihrem Dafürhalten nach viel zu weltlichen Gesichtspunkten gebaut worden war.

"Ihr Traumreiseziel war wohl Italien"
Über einen Verwandten, einen aufgeklärten katholischen Theologen an der Bonner Universität, lernte "das Fräulein von Stand" dann auch einen weiteren Teil des Rheinlands und rheinische Autoren und Autorinnen kennen. Ferdinand Freiligrath etwa, Gertrud und Karl Simrock oder Adele und Johanna Schopenhauer. Über all diese Begegnungen und teilweise entstandene Freundschaften führte Droste-Hülshoff penibel Buch.

So gibt es in der sehr informativen Schau auch eine handgeschriebene Seite, auf der die damals noch nicht berühmte Dichterin Namen von prominenten Menschen aufgeschrieben hat, die sie kannte. Die Schrift ist winzig. Ebenso wie in ihrem erstmals ausgestellten "Fuchsigem Buch" mit rotem Einband, das die Schriftstellerin auf all ihren Reisen dabei hatte und in dem sie alle Treffen, Gedanken oder Ideen festhielt.

"Ihr Traumreiseziel war wohl Italien. Aber da ist sie nicht hingekommen", sagt die Kuratorin. "Wir haben aber als Blickfang in einem der Ausstellungsräume ein großes Ölbild mit einer italienischen Landschaft hängen, um diese Sehnsucht zu zeigen." Immerhin kam Droste-Hülshoff bis an den Rhein und an den Bodensee, wo sie oft ihre Schwester Jenny in Meersburg besuchte. Auf den Hin- und Rückreisen machte sie regelmäßig bei ihren rheinischen Verwandten Station, oft für mehrere Monate.

Ausstellung zeigt Teile ihrer Mineraliensammlung
Während sie in Köln, Bonn und Koblenz viele Anknüpfungspunkte hatte, blieb ihr Kontakt mit Düsseldorf eher spärlich, weiß Ilbrig. "Sie hat nur ein einziges Mal in Düsseldorf übernachtet. Das war 1844 in einem Hotel mit dem Namen 'Zum Weinberg'. Alles, was sie dazu in ihren Notizen geschrieben hat, war, dass es viel zu teuer gewesen sei."

Neben Briefen und Gedichten, Notizen und Bildern der stets ernsten Droste-Hülshoff zeigt die Ausstellung auch Teile ihrer Mineraliensammlung, ihre beiden Gedichtbände von 1838 und 1844 und Romanauszüge. Die Exponate stammen aus den großen rheinischen Archiven und Museen, doch es gibt auch bislang selten gezeigte Leihgaben aus der Familie der Dichterin und den Münsteraner Bibliotheken und Archiven zu bewundern. Bilder und ein Modell des Dampfschiffs "Friedrich-Wilhelm", bei dessen Schiffs-Taufe sie 1844 in Köln dabei war, sind zu sehen und auch das Manuskript eines Lustspiels, das man der Verfasserin der "Judenbuche" gar nicht zugetraut hätte.

"Perdu oder Verleger, Dichter und Blaustrümpfe" heißt dieses 1840 entstandene Stück, in dem sie den westfälischen Literaturbetrieb auf die Schippe nimmt, die Handlung jedoch ins rheinische Unkel verlegte.
"Möglicherweise wird die Komödie in absehbarer Zeit in Bonn auf die Bühne kommen", sagt Ilbrig. Ob Droste-Hülshoff jemals mit Heinrich-Heine zusammen getroffen ist, ist unbekannt. Fest steht allerdings, das sie im selben Jahr - 1797 - wie Heine geboren wurde.