Ein ehemaliger Rebellenführer ist Nepals neuer Ministerpräsident

Der Feurige

Ob man ihn mag oder nicht, aus der politischen Landschaft Nepals ist der charismatische Chef der Maoisten, Pushpa Kamal Dahal Prachanda, nicht mehr wegzudenken. Seit Freitag ist der "Mann aus den Bergen und dem Dschungel" erster Regierungschef der jungen Republik im Himalaya.

Autor/in:
Hilmar König
 (DR)

"Prachanda" lässt sich mit der Feurige, Wilde, Grimmige oder gar Böse übersetzen. Diesen Namen gab sich der ehemalige Kommandant, der zehn Jahre gegen die Monarchie kämpfte, selbst. Feurig trat der Vorsitzende der maoistischen Kommunistischen Partei Nepals auch in der politischen Arena auf und bewirkte maßgeblich den Wandel von der Monarchie zur Republik.

Der 53-Jährige war es, der das Friedensabkommen vom November 2006 mit der Allianz der sieben politischen Parteien schloss und den Krieg beendete, bei dem nahezu 13.000 Menschen starben. Es war es, der sich vehement für die Wahlen zu einer verfassunggebenden Versammlung einsetzte, die über das Schicksal der Monarchie endgültig entscheiden sollte.

Er war es auch, der auf der Änderung des traditionellen Wahlsystems bestand, damit die bislang benachteiligten sozialen Schichten, Kasten und Urvölker eine halbwegs gerechte Vertretung im Verfassungskonvent erhielten. Dieses Gremium fungiert zugleich als Parlament, bis eine neue Verfassung ausgearbeitet und in Kraft getreten ist.

Früchte im Zickzack
Die Früchte dieses Engagements, das nicht gradlinig, sondern im Zickzack mit vielen nicht immer verständlichen taktischen Manövern verlief, ernteten die Maoisten am 10. April mit einem überraschend deutlichen Wahlsieg. Mit 220 Abgeordneten zogen sie als stärkste Fraktion in die Volksvertretung ein. Prachanda hatte sich gleich in zwei Wahlbezirken mit riesigem Vorsprung gegen die Konkurrenten durchgesetzt.

Der aus ärmlichen bäuerlichen Verhältnissen stammende Prachanda wurde am 11. Dezember 1954 im Dorf Kaski geboren. Dennoch schaffte er es, Agrarwissenschaften zu studieren. 1986 wurde er Chef der radikalen Kommunistischen Partei Nepals und 1995 Führer der Vereinten Volksfront. Daraus ging die heutige maoistische Partei hervor. Im Jahre 2006 tauchte er nach dem erfolgreichen Volksaufstand gegen die Monarchie aus dem Untergrund auf  und profilierte sich schnell zu einem der eigenwilligsten Politiker auf dem südasiatischen Subkontinent.