Der Kölner Dopingforscher Geyer sucht bei den Olympischen Spielen nach verbotenen Substanzen

Den Sündern auf der Spur

Olympia 2008: Athleten aus der ganzen Welt kämpfen in Peking um Gold, Silber und Bronze. Einige Sportler erbringen ihre Leistungen nur dank unerlaubter Mittel. Diese Dopingsünder sind die natürlichen Feinde von Doktor Hans Geyer. Der 52-Jährige ist Geschäftsführer des Zentrums für präventive Dopingforschung an der Deutschen Sporthochschule in Köln und meint: "Manche Athleten betrügen eisenhart und die müssen wir finden."

Autor/in:
Christian Wolf
 (DR)

Spricht der stets freundliche Dopingexperte über seine Gegner, wird sein Gesichtsausdruck ernst. Dann schlägt Geyer mit der Faust auf den Tisch. Schnell merkt man dem gebürtigen Freiburger an, dass er mit Leidenschaft bei der Sache ist und alles für einen sauberen Sport tut.

Diesen Einsatz beweist er täglich in seinem Kölner Dopinglabor, das bei der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) akkreditiert ist und als größtes Laboratorium Europas gilt. Geyer forscht dort nach Methoden, mit denen neue Dopingsubstanzen entdeckt werden. Außerdem untersucht er Proben von Sportlern aus aller Welt auf unerlaubte Mittel.

«Im Jahr kommen wir auf 14 000 Proben, von denen rund zwei Prozent positiv sind», sagt Geyer, der in Köln Sport und Chemie studiert hat. Somit kommt es durchschnittlich jeden Tag zu einem Dopingfall. «Zunächst spürt man eine gewisse Freude, da ich als Analytiker eine exakte Analyse erstellen konnte», sagt Geyer über seine Reaktion bei einem positiven Testergebnis. Die analytische Zufriedenheit verfliege jedoch, wenn ihm bei der B-Analyse der Name des Sünders bekannt wird. «Erst dann wird mir auch die menschliche Tragödie klar, die hinter dem Fall steckt.»

Die Forscher sind auch als Detektive unterwegs und tun sich in Kooperation mit den Behörden auf dem Schwarzmarkt um. «Außerdem holen wir zu den Betrügern auf», stellt der dreifache Familienvater zufrieden fest. Ein Grund dafür sei die verbesserte finanzielle Unterstützung der Dopingforschung. Während im vergangenen Jahr noch rund 3,5 Millionen Euro für die Bekämpfung ausgegeben wurden, sind es in diesem Jahr bereits 5,5 Millionen Euro.

«Auch die Skandale der letzten Zeit haben den Druck auf die Dopingsünder erhöht», sagt Geyer. Trotzdem sieht er noch weiteren Handlungsbedarf. So müsse das Kontrollsystem unberechenbarer werden und ein Athlet immer mit einem Dopingfahnder rechnen. Andererseits nimmt Geyer auch die Zuschauer vor den Fernsehern in die Pflicht und fordert eine höhere Akzeptanz für saubere Athleten: «Nur der Schnellste und Beste wird bei uns bejubelt, aber auch ein fünfter Platz muss gewürdigt werden.»

Ob in diesen Tagen in Peking alles sauber abläuft, erfährt der Dopingexperte aus erster Hand. Im Auftrag des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) ist er als Berater der medizinischen Kommission vor Ort und bringt in kritischen Fällen sein Wissen zum Thema Doping ein. Da die Kontrolldichte erhöht wurde, glaubt Hans Geyer nicht an eine Flut von positiven Fällen in Peking. «Die Athleten müssen schon ziemlich dumm sein, wenn sie jetzt noch etwas nehmen», sagt er. In der ersten Wettkampfwoche wurden tatsächlich nur eine Handvoll Dopingsünder erwischt.

Eine Olympionikin hat Geyer in Peking vom sauberen Sport bereits voll überzeugt: Tochter Lina Geyer ist als Hockeyspielerin im Team der deutschen Nationalmannschaft dabei und macht den Vater mächtig stolz. «Ich freue mich wahnsinnig für Lina, dass sie dabei ist.» Zu einem familieninternen Dopingfall wird es natürlich nicht kommen. Dafür hat der Vater seine Tochter zu gut aufgeklärt.