Geheimdienste befürchten Anschläge zum "Al-Qaida-Jubiläum"

20 Jahre Kampf gegen die "Ungläubigen"

Al-Qaida, zu Deutsch "Die Basis", führt jetzt seit 20 Jahren den Kampf gegen die "Ungläubigen". Westliche Geheimdienste befürchten in aller Welt Anschläge der Islamisten zum "Al-Qaida-Jubiläum". Ein Vertreter des US-Auslandsnachrichtendienstes CIA sprach am Wochenende in Washington sogar von einem "bevorstehenden spektakulären Attentat". Trotz aller Anstrengungen "kommen wir aber nicht dahinter, wo der Anschlag stattfinden könnte", sagte der CIA-Mann.

Autor/in:
Friedrich Kuhn
 (DR)

Erst vor kurzem hatte der Präsident des Bundeskriminalamtes (BKA), Jörg Ziercke, keine Zweifel daran gelassen, dass islamistische Fundamentalisten entschlossen seien, auch in Deutschland Terroranschläge zu verüben. Es seien inzwischen mehr als 50 Islamisten aus der Bundesrepublik in den Lagern Al-Qaidas im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet für Attentate ausgebildet worden. Eine «einstellige Zahl» dieser Männer sei bereits wieder in Deutschland.

Der Chef des Terrornetzwerkes, Osama Bin Laden, ist nach Einschätzung des Präsidenten des Bundesnachrichtendienstes (BND), Ernst Uhrlau, noch immer die zentrale Figur der Al-Qaida. «Als Ideengeber und Ikone ist er nach wie vor so etwas wie der Che Guevara von Al-Qaida. Bin Laden plant sicher nicht mehr persönlich irgendwelche Anschläge. Für den inneren Zusammenhalt des Terrornetzwerkes reicht es, wenn sich ganz unterschiedliche Gruppen auf ihn berufen können», meinte Uhrlau.

Der 11. August 1988 war im pakistanischen Peschawar ein heißer Tag. Nach zehn Jahren Krieg im benachbarten Afghanistan waren die Sowjettruppen auf verlorenem Posten gegen die Mudschaheddin, die islamischen Kämpfer. Die Sowjetsoldaten mussten sich geschlagen und gedemütigt zurückziehen. Den Geist des Dschihad, des «Heiligen Krieges», gegen die Ungläubigen wollte der kleine Kreis der im August in Peschawar versammelten Männer unter Leitung von Osama Bin Laden fortsetzen.

Auch der palästinensische Gelehrte Abdullah Azzam, der religiöse Mentor Bin Ladens, war in Peschawar dabei. Ebenso soll die spätere Nummer Zwei der Al-Qaida, der ägyptische Arzt Ayman al Zawahiri, dort gewesen sein. Die Mudschaheddin hatten die ganze Zeit in losen Gruppierungen gegen die sowjetischen Eindringlinge gekämpft. «Nun ist es an der Zeit, sich zu organisieren», sagte Bin Laden. Die Männer beschlossen, ihre Organisation Al-Qaida zu nennen. Im September 1988 hatte «Die Basis» schon über 300 Kämpfer.

Daraus entwickelte sich in den letzten 20 Jahren die global handelnde und gefährlichste Terrororganisation aller Zeiten. Ihr Motto gegen die Ungläubigen lautet: «Wir lieben den Tod mehr als ihr das Leben». Osama Bin Laden und seine «Heiligen Krieger» profitierten 1996 vom Aufstieg der Taliban in Afghanistan, die ihm erlaubten, sein Hauptquartier und Trainingslager für Terroristen am Hindukusch zu unterhalten. Erst unter dem Schutz der Taliban vermochte Bin Laden seine Terrororganisation systematisch auszubauen. Im Februar 1998 wurde von Bin Laden die «Internationale Islamische Front für den Heiligen Krieg gegen Juden und Kreuzritter» gegründet.

Fast auf den Tag genau ein Jahrzehnt nach dem Geheimtreffen der Islamisten in Peschawar ereigneten sich im August 1998 die ersten großen Terroranschläge der Al-Qaida. Mit Sprengstoff beladene Lastwagen explodierten vor den US-Botschaften im afrikanischen Nairobi und Daressalam. Mehr als 200 Menschen starben. Die Anschläge vom 11. September 2001 auf das World Trade Center in New York und das Pentagon in Washington waren bisher mit über 3000 Toten die terroristischen «Höhepunkte». Amerika war in seinem Innersten getroffen und reagierte mit dem Einmarsch in Afghanistan. Seither versuchen die USA und verbündete Truppen, unter ihnen die Bundeswehr, Al-Qaida und Taliban zu besiegen.

Osama Bin Laden und Zawahiri werden nach wie vor in den schwer zugänglichen Gebieten im Nordwesten Pakistans vermutet. Auf die Ergreifung Bin Ladens hat Washington ein Kopfgeld von 50 Millionen Dollar ausgesetzt.