Kirchenleute und NRW-Politiker diskutierten über Globalisierung

Die Welt erhalten und gerechter gestalten

Spitzenvertreter der westfälischen Kirche und der politischen Parteien in NRW haben am Wochenende in Schwerte darüber diskutiert, wie die Globalisierung im Interesse der Menschen gestaltet werden kann. "Es geht darum, diese Welt zu erhalten, gerechter zu gestalten und solidarisch darin zu leben", sagte der Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Alfred Buß. Konkrete Themen des zweitägigen Treffens waren Klimaschutz und Energieversorgung sowie Bildungspolitik.

 (DR)

Zum Auftakt rief der frühere SPD-Vorsitzende Franz Müntefering dazu auf, Demokratie und Solidarität zu entscheidenden Maßstäben der weltweiten Politik zu machen.

Die Fraktionsvorsitzenden des nordrhein-westfälischen Landtags machten in einer Podiumsdiskussion am Samstag ihre unterschiedliche Energiepolitik deutlich. CDU und FDP setzen demnach weiter auf Atomkraft. Sie schütze das Klima und sorge dafür, dass die Energieversorgung sicher und bezahlbar bleibe, sagte der Düsseldorfer CDU-Fraktionschef Helmut Stahl. Dagegen verwiesen SPD und Grüne auf die Gefahren der Atomkraft. Nötig seien mehr Energieeinsparung und ein Energiemix, der verstärkt auf heimische Energieträger wie die Kohle setze, sagte die SPD-Fraktionsvorsitzende Hannelore Kraft.

Grünen-Fraktionschefin Sylvia Löhrmann verlangte einen Ausbau alternativer Energien. Sie regte an, aus Bio-Abfällen Energie zu gewinnen. Ein Drittel der Lebensmittel in Deutschland werde weggeworfen. Präses Buß mahnte, das Erreichen der Klimaschutz-Ziele sicherzustellen. Es gehe um den Erhalt der Schöpfung und um Gerechtigkeit gegenüber den stärker vom Klimawandel betroffenen Ländern des Südens, sagte der leitende Theologe der westfälischen Kirche. Er warnte aber ebenfalls vor der Atomkraft. Es handle sich um eine Technologie, «die wir letztlich nicht beherrschen können».

Müntefering sagte bei seinem ersten öffentlichen Auftritt seit dem Tod seiner Frau Ankepetra Ende Juli, der moderne Kapitalismus müsse gezähmt und dem Primat der Politik untergeordnet werden. Leitend müssten dabei zwei Errungenschaften der Menschheitsgeschichte sein:
Nächstenliebe als solidarische Zuwendung zum anderen Menschen sowie Demokratie, bei der sich Menschen mit gleichem Recht und gleicher Würde begegneten.

Vorbild einer gelingenden Globalisierung könnte nach den Worten des früheren Arbeits- und Sozialministers die Europäische Union sein. Sie könne zeigen, dass Demokratie ökonomisch erfolgreich und zugleich sozial sicherer sei als ein ungezügelter Kapitalismus, sagte Müntefering und verwies auch auf die Tradition der Sozialpartnerschaft in Europa.

Die westfälische Kirche befasst sich in diesem und dem kommenden Jahr verstärkt mit den politischen, kulturellen und ökologischen Herausforderungen der globalisierten Welt. Dazu finden Aktionen, Seminare und Diskussionen statt. Grundlage ist ein Materialheft «Globalisierung gestalten!», das im vergangenen November veröffentlicht wurde.

Internet: www.globalisierung21.de (