Die Zahl repräsentativer Moscheen mit Minarett wächst

Stets gegen Widerstand

Deutschlands größte Moschee soll Ende Oktober in Duisburg ihre Tore öffnen. Dann können Beter und Besucher die goldfarbenen Koranverse in der 23 Meter hohen Kuppel bestaunen. So weit ist es in Köln noch lange nicht. Dort will das Stadtparlament am Donnerstag entscheiden, ob der Weg für den Bau einer Zentralmoschee frei ist. Die Zahl repräsentativer Moscheen mit Minarett in Deutschland wächst.

Autor/in:
Andreas Gorzewski
 (DR)

Das Islam-Archiv in Soest zählte im vergangenen Jahr 206 solcher Bauten. Etwa 120 weitere Moscheen waren demnach im Bau oder in Planung. Allerdings stoßen die Vorhaben vielerorts auf Widerstand. Gestritten wird über Minarette, Lärm und Integration.

Vermutlich wurde nirgendwo so heftig diskutiert wie in Köln. Seit März 2006 liegen die Pläne des türkisch-islamischen Verbandes DITIB auf dem Tisch. Obwohl die Lokalpolitik mehrheitlich für den Bau ist, meldeten sich bundesweit Kritiker zu Wort. Viele bezeichneten die geplante Kuppelkonstruktion mit zwei 55 Meter hohen Minaretten als überdimensioniert. «Die ganze Integrationsproblematik wurde in diese Moschee hinein projiziert», klagte eine DITIB-Vertreterin.
DITIB-Geschäftsführer Mehmet Yildirim äußerte sich jedoch zuversichtlich, dass der Rat der Stadt Köln am Donnerstag grünes Licht für den Bau gibt.

In Frankfurt-Hausen sorgten Pläne für eine Moschee türkischer und pakistanischer Schiiten für Aufregung. Gegner des Vorhabens betonten, dass es im Viertel bereits zwei andere islamische Gebetsstätten gebe.
Dennoch erteilte die Stadt im vergangenen Juli die Baugenehmigung.

Auch der Moscheebau der indisch-pakistanischen Ahmadiyya-Bewegung im Berliner Bezirk Pankow-Heinersdorf stieß von Anfang an auf Widerstand. Im Stadtviertel formierte sich eine Bürgerinitiative, die das Projekt aber nicht stoppen konnte. Am 18. Oktober soll die Moschee im Norden Berlins eröffnet werden. Die Pläne für ein großes
Moschee- und Kulturzentrum in Berlin-Charlottenburg erlitten dagegen vor einigen Monaten einen Dämpfer. Der Eigentümer des Geländes hatte angekündigt, das vorgesehene Grundstück nicht an den islamischen Verein Inssan als Bauträger zu verkaufen.

Seit Jahren bemüht sich der muslimische Al-Muhajirin-Verein in Bonn um die Erlaubnis, eine eigene Gebetsstätte errichten zu dürfen. Der kleine Raum des Vereins nahe der Beethovenhalle ist zum Freitagsgebet regelmäßig überfüllt. Den Bau einer Kuppelmoschee im Stadtteil Tannenbusch lehnte die Stadt jedoch ab, weil sie dort eine Ghettobildung fürchtet. Schließlich schlug die Stadt Bonn sechs Standorte als Alternative vor, über die nun verhandelt wird.

Der Streit um den Bau einer Ahmadiyya-Moschee in Neuwied landete vor dem Verwaltungsgericht Koblenz. Die Richter erlaubten vor einigen Wochen den Bau, nachdem der städtische Rechtsausschuss das Projekt zunächst blockiert hatte. Auch in vielen anderen Orten kommen Moscheebaukonflikte vor Gericht.

Die Duisburger Zentralmoschee gilt dagegen als Vorbild für Integration und eine gelungene Zusammenarbeit mit Kirchen, Politik und Anwohnern. Unter der silberfarbenen Kuppel entstand neben dem Gebetsraum auch eine Begegnungsstätte, die von der Europäischen Union und dem Land Nordrhein-Westfalen mitfinanziert wird. Zur feierlichen Einweihung am 26. Oktober wird viel politische Prominenz erwartet.