Viel Religion und Gebet beim Parteitag der US-Demokraten in Denver

Im Bemühen um evangelikale Wähler

So viel ist bei Parteitagen der US-amerikanischen Demokraten noch nie gebetet worden wie bei der laufenden Versammlung zur Nominierung des neuen Präsidentschaftskandidaten Barack Obama.
Angefangen hat der Parteitag mit einem interreligiösen Gebetsgottesdienst, und an den vier Arbeitstagen im "Pepsi-Center" in Denver wird vor dem Sitzungsbeginn ein Gebet gesprochen und zum Schluss ein Segen erteilt. Vorsitzende des Organisationskomitees ist eine pfingstkirchliche Pastorin.

 (DR)

Obama selbst sei bekennender Christ, sagte Joshua Dubois, Obamas Berater für religiöse Angelegenheiten. Nach Ansicht des Kandidaten hätten "Menschen des Glaubens einen wichtigen Platz im amerikanischen Leben". Die Komiteevorsitzende Leah Daughtry erklärte, als Pastorin sei sie unglaublich stolz, dass so viele führende Vertreter der "Glaubensgemeinschaft" an diesem "historischen Parteitag" teilnähmen.
Die Gebete werden von methodistischen, evangelikalen und griechisch-orthodoxen Pastoren, einer römisch-katholischen Ordensschwester und einem Rabbiner gesprochen.

Seit ihrer Niederlage bei den Präsidentschaftswahlen vor vier Jahren bemüht sich die Demokratische Partei intensiv um Wähler, denen ihr persönlicher Glaube wichtig ist. Man wolle vermitteln, dass das Engagement der Demokraten für soziale Gerechtigkeit mit biblischen Werten übereinstimme. Häufige Kirchgänger tendieren Umfragen zufolge allerdings mehr zu den Republikanern. Wegen ihres Eintretens für legalisierte Abtreibung hätten die Demokraten große Probleme vor allem mit evangelikalen Wählern, betonte Richard Land vom konservativen "Südlichen Baptistenverband".

Pastorin Daughtry erläuterte in der Zeitung "New York Times", warum sie als bibeltreue Christin ein gesetzliches Abtreibungsverbot ablehne. Gott habe den Menschen die Freiheit gegeben, an ihn zu glauben oder nicht. Das sei die allerwichtigste Entscheidung - und da Gott diese Freiheit schenke, könne man den Menschen nicht die Entscheidungsfreiheit zu anderen wichtigen Fragen nehmen. Die Regierung solle sich zurückhalten. Obama tritt ebenfalls für legalen Schwangerschaftsabbruch ein, betont aber, man müsse die Zahl der Abtreibungen verringern.