Fürstin Gloria über ein langes Gespräch mit Kardinal Meisner

"Wir Katholiken haben einen großen Luxus"

Adel trifft Kirche: Die Regensburger Fürstin und bekennende Katholikin Gloria von Thurn und Taxis hat den Kölner Kardinal Joachim Meisner interviewt. Zu seinem 75. Geburtstag im Dezember befragte das einstige Glamour Girl den Erzbischof zwei Tage über Glauben und Moral, Marienverehrung und Wallfahrten, Küsse auf den Bischofsring und Papst Benedikt XVI. Entstanden ist daraus ein Geburtstagsbuch "Die Fürstin und der Kardinal.

 (DR)

Es ist ein Gespräch über Glauben und Tradition, das beide kommende Woche mit dem Herder-Verlag in Köln präsentieren. Vorab verriet die 48-Jährige am Wochenende in Regensburg im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), womit der Kardinal sie im Gespräch überraschte und warum sie sich als Katholikin im Vorteil gegenüber Protestanten und Muslimen sieht.

KNA: Durchlaucht, für Ihr Buch "Die Fürstin und der Kardinal" haben Sie Kardinal Meisner zwei Tage im fürstlichen Schloss in Regensburg befragt. Welche seiner Antworten hat Sie am meisten überrascht?
Von Thurn und Taxis: Am liebsten mochte ich seine spontanen Antworten, wie aus der Pistole geschossen. Am besten gefallen hat mir, wenn es um emotionale Dinge aus dem Familienleben ging. Die tiefe Verbundenheit mit seiner Mutter und seinen Brüdern hat mich überrascht. Ich wusste nicht, dass er so eine große Familie hat, die auch heute eine wichtige Rolle in seinem Leben spielt.

KNA: Wie haben Sie den Erzbischof in den Stunden des Gesprächs persönlich erlebt?
Von Thurn und Taxis: Ich habe ihn als zugänglichen, freundlichen Herrn erlebt, der auch sehr an mir und meiner Vita interessiert war. Normalerweise ist man gewöhnt, dass bedeutende Herrschaften sich nur für sich selber und ihre Geschichte interessieren.

KNA: Ist zwischen der Fürstin und dem Kardinal eine Freundschaft entstanden?
Von Thurn und Taxis: Oh ja, auf jeden Fall. Ich habe ihn auch schon vorher sehr geschätzt. Mir gefallen seine Predigten und die Kirche, für die er steht. Ich hege Sympathie für Menschen, die gegen den Strich gebürstet sind und es schwer haben.

KNA: Sind Sie beide "typisch konservative Katholiken"?
Von Thurn und Taxis: Ich halte ihn nicht für konservativ. Er hält natürlich an der Lehre der Kirche fest. Wenn Sie mit ihm über das Fegefeuer oder ungeborene Leben sprechen, bekommen Sie die klassische katholische Lehre. Insofern ist er orthodox, aber zu konservativ ist er nicht. Er ist auch ein moderner Mensch, der im Leben steht.

KNA: Sind Sie selbst konservativ?
Von Thurn und Taxis: Der Begriff ist etwas für politische Programme. Für die Kirche finde ich ihn unpassend, weil es ja die Lehre gibt. Was die Leute für Meinungen am Küchentisch vertreten, ist für Katholiken eigentlich unerheblich. Die katholische Kirche hat ja das Lehramt, sozusagen als Dienstleistung für die Schrift und Traditionsauslegung. Das ist doch eine große Hilfe, wenn man etwas nicht weiß oder versteht, im Katechismus nachsehen zu können, was gemäß der 2000-jährigen Lehrtradition richtig oder falsch ist.

Darauf kann man sich im Zweifel verlassen, so erfährt man, was aus dieser Tradition als Wahrheit seit Jesus Christus geglaubt wird.

KNA: Im Buch geht es um "Glauben und Tradition". Das klingt für manche nach trockenem Stoff...
Von Thurn und Taxis: Es geht um Glaube und Tradition im Kontext der heutigen Welt - einer Welt, in der jeder zu allem eine Meinung hat.

Zum Beispiel habe ich den Kardinal über Sterbehilfe, den Zölibat und die Geburtenkontrolle befragt. Das sind ja in den Medien Riesenthemen, und ich wollte wissen, was die Kirche dazu sagt. Das Gespräch soll den Katechismus in einer leichten Form wiedergeben. Ich wollte den Kardinal befragen wie einen Priester-Onkel zu Hause. Einen Onkel, der ein guter Seelsorger ist.

Wir wollen ja nicht das geistige Geschwafel weltfremder Theologen hören, sondern wir wollen Butter aufs Brot. Das ständige "Einerseits, Andererseits und Außerdem" der Theologen kann man kaum verstehen. Sie bringen alles durcheinander. Wenn wir als Religion ein großes Alleinstellungsmerkmal haben, dann ist das die Glaubensdoktrin. Die hat keine andere Religion. Im Islam und im Protestantismus gibt es ständig Diskussionen. Jeder sagt etwas anderes. Bei den Protestanten zum Beispiel lassen manche Lutheraner niemanden an ihrem Abendmahl teilnehmen. Da sind sie strikt. Andere Protestanten wiederum geben jedem das Brot, der es will. Und sie verlangen dasselbe von uns. Auch bei den Moslems gibt es Unterschiede. Der eine ist streng und sagt, dem Dieb muss die Hand abgehackt werden. Der andere legt den Koran ganz anders aus.

KNA: Warum ist das bei Katholiken nach Ihrer Auffassung anders?
Von Thurn und Taxis: Wir Katholiken haben da einen großen Luxus, den Katechismus. Ob man sich daran halten will, steht auf einem zweiten Blatt. Das kann jeder selbst entscheiden, es ist das Angebot der Kirche. Am Jüngsten Tag werden wir sehen, was passiert und wie Gott richten wird. Manche Leute gehen eben auf volles Risiko und andere sehen zu, dass sie auf der sicheren Seite sind.

KNA: Sie haben sich wiederholt als Befürworterin der alten, tridentinischen Messe geoutet. Gibt es da einen Dissens zwischen Ihnen und dem Kardinal?
Von Thurn und Taxis: Das ist der Grund, warum ich schlucken musste, als Sie ihn konservativ nannten. Die alte Liturgie ist etwas, das man in seinen Bestandteilen nicht verändern will, und deshalb darf man ihre Anhänger als konservativ bezeichnen. Aber Kardinal Meisner hat, glaube ich, dafür nicht so viel übrig.

KNA: Was kann man von Kardinal Meisner lernen?
Von Thurn und Taxis: Seine Art zu sprechen. Er ist einer der besten Prediger Deutschlands. Das sagt sogar Prälat Wilhelm Imkamp, der jedes Jahr einen anderen Bischof oder Kardinal zu Maria Himmelfahrt in den Wallfahrtsort Maria Vesperbild einlädt und daher viele große Prediger gehört hat. Die Worte des Kardinals sind menschlich, verständlich und emotional. Er trifft den richtigen Ton.

Hinweis: Gloria von Thurn und Taxis, Joachim Meisner. Die Fürstin und der Kardinal. Ein Gespräch über Glaube und Tradition. Herder Verlag Freiburg 2008, 176 Seiten, 19,95 Euro.