Spenden für die Opfer der Überschwemmungen in Indien dringend nötig

Millionen auf der Flucht

"Wir haben nichts", klagt Gopal Rishedeo. "Sogar die Schnecken, die wir hätten essen können, sind davongeschwemmt worden." Gopal ist ein Kastenloser in dem kleinen Dorf Gwalpada im indischen Bihar nahe der nepalesischen Grenze. Es ist eines der Gebiete, das am schlimmsten von den Überschwemmungen im Norden Indiens heimgesucht wurde. Millionen Menschen sind betroffen. Vor seiner Abreise in die Krisenregion informiert Thomas Schwarz von Care International im domradio-Interview über das Ausmaß der Katastrophe.

 (DR)

Mehr als 2,7 Millionen Menschen leben inzwischen in notdürftig errichteten Lagern. Am 18. August war der Damm des Kosi-Flusses gebrochen und hatte weite Gebiete überschwemmt. Rund 50.000 Menschen müssen noch in Sicherheit gebracht werden, selbst nach offiziellen Regierungsangaben. Doch für manche bleibt die Rettung aus.

Für die Dalits, also die Kastenlosen und Unberührbaren, die ganz unten in der indischen Kastenhierarchie stehen, ist die Flut ein doppelter Fluch. «Die Bootsleute kamen und verlangten Schmiergeld, um uns mitzunehmen», sagt Ram Naresh. «Unser Leben bedeutet ihnen nicht viel, weil wir arm sind.» Und der Tagelöhner Kamal Kant fügt hinzu:
«Die Bessergestellten flohen mit Booten, als die erste Flutwelle unser Dorf erreichte. Die Boote kamen nie zurück.»

Die Zurückgebliebenen leben vom Sud gekochter Blätter. Es gibt kein Trinkwasser, weil alle Brunnen im Dorf überflutet sind. Beamte widersprechen diesen Vorwürfen. «Keiner ist absichtlich zurückgelassen worden», sagt der Beamte Keshav Kumar Singh in dem Distrikt. «Es gibt keine Diskriminierung», versichern auch Mitarbeiter im Innenministerium in Patna, der Hauptstadt des Bundesstaats Bihar. «Wir haben viele Anordnungen geschickt, dass alle gleich behandelt werden sollen.» Es habe keine einzige Beschwerde gegeben.

Der Kastenlose Gopal pocht hingegen auf seine Erfahrungen: «Die Hilfe wird doch durch die Dorfpolitiker und -verwalter koordiniert, die fast alle zu den höheren Kasten gehören. Die sorgen sich vor allem um ihre Familien und Kastenmitglieder.»

Hilfsorganisationen pflichten ihm bei. «Wir haben in Distrikten wie Surpaul und Madhepura gesehen, dass Rettungsboote die unteren Kasten entweder zuletzt oder gar nicht an Bord genommen haben», sagt Anuradha Maharishi von der Hilfsorganisation «Save the Children». Zudem werde berichtet, dass Dalits nicht genug zu essen erhielten, während Menschen aus Oberkasten relativ gut versorgt würden.

Doch es gibt offenbar Fortschritte. «Früher wären Dalits nicht einmal gerettet worden», sagt Chandra Bhan Prasad, einer der ganz wenigen Dalit-Reporter in der indischen Hauptstadt Neu-Delhi. «Man hätte sie zurückgelassen und lieber die Kühe mitgenommen.»

Seit 1950 ist das Kastenwesen in Indien laut Verfassung abgeschafft, doch die Diskriminierung geht weiter. Besonders auf dem Land blieben Dalits Menschen zweiter Klasse. Kindern wird der Schulbesuch verweigert, und ihre Eltern müssen ihr Geld mit dem Sammeln von Müll und dem Reinigen von Latrinen verdienen. Zugang zu Tempeln wird ihnen vielfach verweht. Oft genug dürfen Kastenlose nicht einmal Wasser aus dem Dorfteich schöpfen.

Spendenkonten
Hilfsorganisationen in Deutschland rufen zu Spenden für die Opfer der Überschwemmungen in Indien auf. Spendenkonten im Überblick, meist sind auch Online-Spenden möglich:

Care: Kennwort "Indien", Kontonr: 4 40 40
Bankleitzahl: 370 501 98, Institut: Sparkasse KölnBonn
(http://www.care.de)

Caritas international: Kennwort «Fluthilfe Indien», Konto 202, Bank für Sozialwirtschaft Karlsruhe, BLZ 660 205 00 (www.caritas-international.de).

UNICEF: Kennwort «Nothilfe Indien/Nepal», Konto 300 000, Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 370 205 00 (www.unicef.de).

Christoffel-Blindenmission: Kennwort «Indien/Nepal», Konto 2020, Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 370 205 00 (www.christoffel-blindenmission.de).

Spendenberatung: Deutsches Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI), Bernadottestraße 94, 14195 Berlin (www.dzi.de).