Kirche in Frankreich

Stichwort

Die katholische Kirche in Frankreich zählt zu den traditionsreichsten und geistesgeschichtlich bedeutendsten in Europa. Marksteine ihrer Geschichte sind etwa im christlich geprägten Mittelalter die Taufe des Frankenkönigs Chlodwig, die Reichskirche Karls des Großen ("Charlemagne") und das "Zeitalter der Kathedralen"; weiter die Religionskriege des 16./17. Jahrhunderts, die Auseinandersetzung zwischen Kirche und Absolutismus, die Epoche der Aufklärung und die Französische Revolution.

 (DR)

Rund 44,5 Millionen von etwa 62 Millionen Einwohnern Frankreichs sind heute katholisch. Allerdings ist die Zahl der praktizierenden Katholiken seit Jahren ebenso stark rückläufig wie die der Priester.

Gab es Mitte der 1990er Jahre noch rund 30.000 Welt- und Ordenspriester, so sind es nach Angaben der Französischen Bischofskonferenz derzeit noch rund 20.500, davon exakt ein Viertel Ordenspriester. Hinzu kommen rund 8.500 Ordensmänner ohne Priesterweihe sowie 39.000 Ordensfrauen.

Die Kirche im französischen Mutterland ist in 95 Diözesen eingeteilt; in den französischen Übersee-Territorien gibt es zusätzlich 9 Bistümer. Die Bischofskonferenz zählt 108 amtierende Mitglieder. Die französische Kirche ist geprägt von der 1905 gesetzlich verankerten Trennung von Kirche und Staat. Eine Ausnahme bilden das Elsass und Lothringen, wo Konkordate der Kirche einen Sonderstatus sichern.

Seit der Verstaatlichung ihres Eigentums im Zuge der Französischen Revolution finanziert sich die Kirche allein durch Spenden und Beiträge der Katholiken; Kirchensteuern gibt es nicht. Der Unterhalt von Kirchengebäuden, die vor 1905 errichtet wurden, obliegt dem Staat; Neubauten muss die Kirche selbst finanzieren.

Nach wie vor sehr aktiv ist die französische Kirche in den Bereichen Bildung und Medien. Etwa 13 Prozent aller Grundschüler sowie 20 Prozent aller Oberschüler besuchen katholische Einrichtungen. Im ländlichen Raum liegt diese Quote sogar bei 30 Prozent. Nach Jahren heftiger gesellschaftlicher Auseinandersetzungen etwa um das katholische Bildungswesen sowie interner Auseinandersetzungen - zum Beispiel um die Amtsenthebung des linksgerichteten Bischofs Jacques Gaillot (1995) - ist es ruhiger um die Kirche geworden. Eine neue prägende Figur wie der verstorbene Pariser Kardinal Jean-Marie Lustiger (1926-2007) ist derzeit noch nicht zu erkennen.