Kardinal Meisner sprach auf der Bischofssynode - Bischöfe wollen Predigtkultur fördern

Im richtigen Geist

Auf der Weltbischofssynode in Rom haben heute die teilnehmenden Bischöfe mit ihren fünfminütigen Statements zu Wesen und Auslegung der Bibel begonnen. Schon am ersten Tag habe es interessante Vorschläge von Bischöfen aus verschiedenen Kontinenten gegeben, etwa Leitlinien für die Predigt oder Ideen zur Inkulturation der Bibel, berichtet Synodensprecher Pater Markus Graulich. Auch Kardinal Meisner hielt am Dienstagvormittag eines der 23 Statements. Für ein angemessene Verständnis müsse die Bibel im richtigen Geist gelesen werden, betonte der Kardinal in Rom.

 (DR)

Die katholische Kirche muss sich nach Worten von Kardinal Joachim Meisner immer wieder an der Bibel orientieren. Das Lehramt stehe nicht über der Heiligen Schrift, betonte der Kölner Erzbischof am Dienstag vor der im Vatikan tagenden Weltbischofssynode. Zugleich unterstrich er den Charakter der Bibel als "Buch der Kirche". Ein angemessenes Verständnis sei nur dann möglich, wenn sie in dem Geist gelesen werde, in dem sie geschrieben worden sei.

Die Bibel im Internet
Der Budapester Kardinal Peter Erdö äußert sich vor der Synode skeptisch zur Glaubensverkündigung durch neue Medien. Nicht jeder Inhalt der Bibel könne in jeder möglichen Kommunikationsform weitergegeben werden, sagte er am Dienstag im Vatikan. Den Medien warf Erdö vor, eine gläubige Haltung gegenüber der Heiligen Schrift oft voreilig als Fundamentalismus abzustempeln.

Anders als Erdö beschrieb Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga aus Honduras das Internet als Chance für die kirchliche Mission. So habe sich in Lateinamerika etwa die Initiative der «lectionautas» etabliert, die viele Christen online zur täglichen Bibellektüre zusammenschließe. Auch Rodriguez hob die Notwendigkeit einer vertieften katholischen Bildung hervor, um den Herausforderungen evangelikaler Sekten begegnen zu können.

Nicht Einschlafen
Mehrere Bischöfe haben bei der Weltbischofssynode im Vatikan eine bessere Predigtkultur in der katholischen Kirche gefordert. Priester müssten stärker in der Kunst des Predigens ausgebildet werden, mahnte der Erzbischof von Canberra/Australien, Mark Benedict Coleridge. Zugleich hätten die Geistlichen dem Schwund von religiösem Wissen auch unter Kirchgängern Rechnung zu tragen. Da Glaubensinhalte nicht mehr allgemein bekannt seien, müssten Predigten eher missionarisch als moralisch angelegt sein, so der Erzbischof.

Mit einem drastischem Beispiel hat der US-Bischof Gerald Frederick Kicanas vor tödlich langweiligen Predigten gewarnt.
In seinem Statement vor der Weltbischofssynode im Vatikan erinnerte der Oberhirte von Tucson/Arizona an eine Episode aus dem Neuen Testament. Demnach schlief ein junger Mann während einer Predigt des Apostels Paulus ein, fiel von seinem Sitzplatz auf einer Fensterbank und stürzte zu Tode. Laut biblischer Erzählung wurde er darauf von Paulus wieder zum Leben erweckt. Zumindest diese letztere Fähigkeit beherrschten heutige Prediger nicht mehr, so Kicanas.

Bischof Kicanas beklagte, die Ansprachen der Geistlichen drohten oft formal zu werden und die Gläubigen im Leeren zu lassen. Er schlug vor, ein katholisches «Jahr der Predigt» auszurufen, das diese Form der Verkündigung besonders in den Mittelpunkt stellen solle.

Es geht um die Bibel als Ganzes
Pater Markus Graulich, Pressesprecher der Synode für den deutschsprachigen Raum, berichtete gegenüber Radio Vatikan, dass es am Dienstag auf der Synode vor allem um allgemeine Fragen gegangen sei. „Da geht es tatsächlich um die Bibel als ein Ganzes. Dann auch die Frage: Wie können wir die Bibel wirklich den Menschen vermitteln? Also die Kenntnis, auch die volkstümliche Kenntnis", so Graulich.

„Einer hat gesagt: Früher gab es viele Sprichworte die sich auf die Bibel bezogen. Die versteht heute keiner mehr. Also: Wie können wir die Bibel wieder in die Kultur des Volkes eindringen lassen? Dann das große Thema der kulturellen Vermittlung, der Frage der Predigt und die Verbindung zwischen Verkündigung und Lehramt, Theologie und Lehramt. Ich denke aber das wird in anderen Beiträgen noch kommen, weil das auch in anderen Teilen des instrumentum laboris eine Rolle spielt."

Von den Synodenvätern seien auch konkrete Vorschläge gemacht worden, berichtet der Salesianerpater. "Man hat zum Beispiel ein Direktorium für die Predigt vorgeschlagen. Man hat vorgeschlagen, dass es internationale Kongresse über das Wort Gottes geben soll, nicht für Fachexegeten, sondern wie die eucharistischen Kongresse. Treffen, die sich um die Bibel gruppieren. Man hat Schritte für ein katholisches Verständnis der Bibel vorgeschlagen um den Fundamentalismus verhindern zu können. Es gibt Vorschläge für die Inkulturation der Bibel. Also, da wird sehr viel Konkretes herauskommen"".

Der Papst hört zu
Der Papst ist auf der Synode bisher vor allem ein Zuhörer. Er hat bisher nur die einleitende Meditation gehalten. Ob er sich dann bei den freien Beiträgen zu Wort melde, müsse  man abwarten, so Pater Graulich. „Aber er ist ein sehr aufmerksamer Zuhörer und ein aufmerksamer Präsident dieser Synode. Die Bischöfe fühlen sich ernst genommen von seiner Art anwesend zu sein."