Der Papst greift erstmals in die Debatte der Weltbischofs-Synode ein

Den Graben überwinden

Papst Benedikt XVI. hat am Dienstag erstmals selbst inhaltlich in die Debatte der Weltbischofs-Synode eingegriffen. In einer Wortmeldung bekräftigte er die Kriterien für die Auslegung der Heiligen Schrift in der Tradition der Kirche. Dabei rief er dazu auf, den Graben zwischen der historisch-kritischen Methode und der geistlichen Schriftlesung zu überwinden.

 (DR)

Benedikt XVI. verwies auf sein vor eineinhalb Jahren erschienenes Buch «Jesus von Nazareth» und würdigte ausdrücklich den wichtigen Beitrag, den die historisch-kritische Methode für die biblische Exegese erbracht habe und erbringe. Allerdings dürfe sie nicht ohne Geistliche Lesung betrieben werden, ansonsten würde die Bibel zu einem rein historischen Buch. Notwendig sei, dass Schrift und Theologie sich gegenseitig durchdringen, so der Papst.

Bislang hatten die Synodalen in ihren Wortmeldungen vorrangig für eine Geistliche Schriftlesung plädiert. Andere wissenschaftliche Zugangswege zur Bibel waren dabei weniger zur Sprache gekommen.

Interreligiöser Dialog
Synodenväter aus Asien und aus arabischen Staaten haben sich in ihren Statements mit der Entwicklung im interreligiösen Dialog beschäftigt. Salesianerpater Markus Graulich beobachtet für die deutschsprachige Presse das Geschehen in der Synodenaula. Sehr beeindruckt zeigte er sich von den Worten des Bischofs Oliveira de Azevedo, Erzbischof von Belo Horizonte. Dieser habe eine sehr wichtige Frage gestellt, die den Synodenvätern viel zu denken geben werde. Bischof Oliveira de Azevedo sagte in Rom: „Wir verlieren viele Gläubige an die pentekostalen Sekten. Sobald sie in diesen Sekten sind, beginnen sie nach dem Wort zu leben. Was hat ihnen also in der katholischen Kirche gefehlt?"

Anfang dieser Woche sprachen auch viele Synodenväter, die in einer nichtchristlichen Umgebung leben, zum Beispiel in Indien, wo man zum Beispiel fragte: Wir sprechen über interreligiösen Dialog mit den Moslems, mit den Juden, mit den Buchreligionen, aber wie ist es mit den Elementen der Wertordnung, die uns mit Hinduismus, Taoismus und Buddhismus verbinden; können wir mit denen nicht auch sprechen und wenn ja, wie muss dieser Dialog aussehen? Auch der Dialog mit den Juden kam häufiger vor, die besonderen Chancen aber auch die besonderen Schwierigkeiten.

Interreligiöses Gebetstreffen gewünscht
Nicht nur einen interreligiösen Dialog, sondern darüber hinaus ein interreligiöses Gebetstreffen wünschte sich  Patriarch Gregor III. Laham. Das Oberhaupt der melkitischen griechisch-katholischen Kirche nimmt an der Bischofssynode teil. „Ich möchte, dass sich Muslime und Christen vermehrt treffen. Dabei soll es nicht um Diskussionen und theologische Streitfragen gehen. Vielmehr wünsche ich mir ein Gebetstreffen. In Jerusalem findet so etwas bereits seit einigen Jahren statt. In dieser Heiligen Stadt treffen sich Christen, Juden und Muslime, um gemeinsam zu beten. Das finde ich bemerkenswert. So etwas möchte ich künftig auch in Syrien und im Libanon einführen, wo ich ebenfalls zuständig bin."

Patriarch Gregor III. Laham sieht auch positive Entwicklungen in den arabischen Ländern: „In allen arabischen Ländern genießen die Christen eine gewisse Kultusfreiheit, außer in Saudi-Arabien. Was die Religionsfreiheit betrifft, so ist es von Land zu Land verschieden. Es gibt aber durchaus positive Beispiele, wie in Damaskus, wo die Christen für ihre Kirchen keine Strom- und Wassergebühren bezahlen müssen. Dort bekommen die christlichen Gemeinden auch Grundstücke, um darauf Kirchen zu bauen. Die meisten arabischen Staaten finanzieren auch unsere Publikationen wie den katholischen Katechismus. In Syrien macht man das seit über 45 Jahren."

Skeptischer äußerte sich der maronitische Patriarch Kardinal Nasrallah Sfeir. Er beklagte das Ausbluten des christlichen Libanon. Die Lage der Christen werde „immer kritischer und schwieriger", sagte der Patriarch am Montag vor der Bischofsversammlung.

Religion des Wortes
Das Christentum sei keine „Religion des Buches" wie das Judentum oder der Islam, sondern eine „Religion des Wortes". Der Baseler Bischof Kurt Koch betonte, für die Christen sei das «Wort Gottes» eine Person, der menschgewordene Gott, der der Schrift vorausgehe: «Ohne innere Freundschaftsbeziehung zu dieser Person bleibt auch das Papier der Heiligen Schrift geduldig», so Koch. Im Leben der Kirche stehe und falle das Wort Gottes daher mit einer Erneuerung des Christus-Glaubens.

Die Einheit von Altem und Neuem Testament scheine heute brüchig geworden zu sein, beklagte der Schweizer Bischof. Dabei könne das Christentum viel vom Judentum lernen, «beispielsweise einen unverkrampfteren Umgang mit Schrift und Tradition». Für die Juden sei die hebräische Bibel nicht einfach ein abgeschlossenes Buch, sondern eine lebendige Wirklichkeit".