Vor dem letzten TV-Duell baut Barack Obama seinen weiter Vorsprung aus

In die dritte Runde

Angesichts des zweistelligen Vorsprungs seines Rivalen Barack Obama in den Meinungsumfragen hat der republikanische US-Präsidentschaftskandidat John McCain davor gewarnt, ihn bereits als Verlierer abzuschreiben. Beide Lager bereiten sich auf die dritte und letzte TV-Debatte vor.

 (DR)

Rhetorisch gesehen liegt der republikanische Präsidentschaftskandidat John McCain vorne. Nach Einschätzung von Wissenschaftlern hat «McCain hat klare und einfache Botschaften. Rein rhetorisch ist er also geschickter», so der Heidelberger Wissenschaftler Martin Klimke im Interview mit der Nachrichtenagentur ddp. Allerdings punkte McCains Konkurrent Barack Obama mit einer auf Gemeinschaft ausgerichteten Sprache. So verwende dieser viel öfter kollektiv-herstellende Personalpronomen wie «we» (wir) oder «us» (uns). McCain sei hingegen eher reflexiv ausgerichtet und sage oft 'I' (ich). "Dieser Unterschied ist schon sehr auffällig», betonte Klimke.

Klimke und seine internationalen Wissenschaftskollegen untersuchen seit April die Reden und Debatten der beiden US-Präsidentschaftskandidaten und haben dabei zahlreiche Unterschiede festgestellt. So seien etwa Obamas Sätze im Durchschnitt vier Wörter länger als die seines Kontrahenten. Das liege vermutlich auch daran, dass Obama meist versuche, komplexe Themen mit Beispielen zu veranschaulichen, erläuterte Klimke. McCain hingegen sei viel emotionaler als Obama, der eher vorsichtig argumentiere.

Mehrere Hundert Transkripte der Reden und Debatten haben Klimke und seine sieben Wissenschaftskollegen analysiert. Auffällig dabei sei auch, wie sich die Rhetorik der Präsidentschaftsbewerber verändere. «McCain hat zum Beispiel den 'change' jetzt auch in seinen Wortschatz aufgenommen», sagte der Historiker. Generell merke man an den Analysen, wie sehr die Kandidaten rhetorisch ihre politischen Konzepte unterstreichen. «Der Versuch, Gemeinschaft herzustellen über Sprache, ist bei Obama keineswegs zufällig.»

Das interdisziplinäre Forschungsprojekt ist Teil einer größeren Forschungsinitiative, die über einen Innovationsfonds der Universität Heidelberg gefördert wird.