Weltbischofssynode geht in die Schlussphase

Die Bibel - mehr als ein Buch der Bücher

Die im Vatikan tagende Weltbischofssynode über die Rolle der Bibel geht allmählich in ihre Schlussphase. Nach zwei Wochen Debatten, in denen fast alle 253 Bischöfe und die meisten Beobachter Meinungen und Empfehlungen zur Bibel (und darüber hinaus) vortrugen, werden jetzt die Ergebnisse gebündelt. Birgitt Pottler sitzt als Beobachterin in der Synode und berichtet im domradio Interview über ihre Eindrücke.

Autor/in:
Johannes Schidelko
 (DR)

Bis zum Wochenende will die 12. Ordentliche Synode in rund 50 «Thesen» festhalten, wie die Heilige Schrift im Leben und in der Sendung der Kirche weiter verbreitet, besser verstanden, höher geschätzt und intensiver umgesetzt werden kann. Dieses «Ergebnis» wird dem Papst zugeleitet, der daraus demnächst ein Apostolisches Schreiben erstellt. Der hohen Bedeutung des Themas entsprechend könnte es sogar eine Enzyklika werden, heißt es im Vatikan.

Die Bandbreite der Interventionen zum Thema Bibel war enorm und wirkte zunächst unübersichtlich. Die Rednerliste richtete sich nach dem Eingang der Wortmeldungen - nicht nach dem Thema. So ging es abwechselnd um Empfehlungen für eine bessere Bibelpastoral, um Überlegungen zum Islam als Buchreligion oder um die Verantwortung des kirchlichen Lehramts für die richtige Bibelauslegung. Es wurde gefragt, wie die Bibel in der säkularen Kultur besser vermittelt und wie die Schriftlesung in der Liturgie besser gestaltet werden könnte - bis hin zur Empfehlung, der Papst möge einen eigenen Blog eröffnen. Die erste Zusammenfassung zur Wochenmitte machte dann jedoch schon Schwerpunkte und Hauptanliegen deutlich.



Dazu gehörte das richtige Verständnis der Bibel - die nicht nur «Buch der Bücher», sondern lebendiges Wort Gottes sei. Weiter gehörte dazu der Zugang zur Bibel - wobei Benedikt XVI. in einer persönlichen Intervention den Graben zwischen Verfechtern einer historisch-kritischen Exegese und der geistlichen Schriftlesung zu überbrücken suchte. Dann gab es Mahnungen zum Dialog mit dem Islam, dessen Haltung zu Familie und Frauenrechten nicht der UN-Menschenrechts-Charta entspreche.

Empfohlen wurden dagegen Anleihen beim Judentum und dessen Umgang mit der Bibel. Hier engagierten sich insbesondere die deutschsprachigen Synodalen, deren Berichterstatter Bischof Friedhelm Hofmann aus Würzburg eine vielbeachtete Zusammenfassung vorlegte. Die deutsche Sprachgruppe verteidigte auch die historisch-kritische Bibelexegese, die Voraussetzung für einen spirituellen Bibelumgang sein müsse. Sie machte sich für die Ökumene stark und warnte vor einer fundamentalistischen Bibellektüre und den Gefahren einer ideologischen Entmythologisierung.

Gemessen an früheren Bischofssynoden wirkte die Versammlung über die Bibel harmonisch. Es bestand Einigkeit über die Notwendigkeit einer besseren Verbreitung und Verankerung der Bibel in Kirche und Gesellschaft. Und anders als die Synode 2005 über die Eucharistie bot das jetzige Thema wenig Ansatzfläche für kirchliche Reizthemen wie den Kommunionempfang für wiederverheiratete Geschiedenen, den Zölibat, die Priesterweihe für Frauen oder für die sogenannten Viri probati.

War das Thema Bibel auch weniger komplex als Eucharistie oder Bischofsamt, so schien die Arbeitszeit für die Synodalen letztlich knapp. Ein Halbtag war dem christlich-jüdischen Dialog gewidmet - und mit Schar Jaschuw Cohen aus Haifa sprach erstmals ein Rabbiner vor der Synode. Dann predigte erstmals ein nicht-katholischer Kirchenführer, der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I., vor den Synodalen - zweifellos ein Höhepunkt des Bischofstreffens. Weiter hörten die Teilnehmer gemeinsam ein Bruckner-Konzert; sie sahen einen Film über Papst Johannes Paul II. und gedachten bei einer Messe des 50. Todestages von Papst Pius XII. Dadurch wurde der Zeitrahmen vor allem für die Sprachgruppen eng. Bis zur Schlussmesse am kommenden Sonntag wird die Synode dem Papst dennoch ihr Ergebnis übermitteln.