Christen und Muslime wollen in Europa enger zusammenarbeiten

Kein Alternative zum Dialog

Christliche und muslimische Religionsvertreter aus Europa haben Bereitschaft zu engerer Zusammenarbeit bekundet. Damit die Stimme der Religionen in Europas Gesellschaften weiter gehört werde, müssten Christen und Muslime aktive Partner in Gesellschaftsfragen werden, sagte der Vizepräsident des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE), Kardinal Jean-Pierre Ricard, am Dienstagabend in Brüssel.

 (DR)

Der gemeinsame Beitrag könne im Kampf für die Religions- und Gewissensfreiheit, in der Abwehr von sozialer Ausgrenzung, in der Verteidigung der Menschenwürde und im Dialog der Kulturen stattfinden.

Der Islam-Beauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Oberkirchenrat Martin Affolderbach, wünschte ein europäisches Netzwerk von Christen und Muslimen, wie es schon in einigen Nationalstaaten bestehe.

KEK-Präsident Jean Arnold de Clermont sagte, die Begegnung von Christentum und Islam sei notwendig, um den Erfahrungshorizont Europas zu weiten. Er könne sich kein Europa vorstellen, das sich vor den Einflüssen der islamischen und jüdischen Kulturen des Mittelmeerraums verschließt. Dabei stehe im Moment eher der Dialog der Religionen als Formen des gemeinsamen Gebets im Zentrum. «Um tatsächlich auch gemeinsam zu beten, braucht es noch, denn wir kennen zu wenig über die Spiritualität des anderen», sagte de Clermont.

Die Kirchenvertreter sprachen bei der zweiten christlich-muslimischen Europa-Konferenz, die unter der Organisation vom CCEE und der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) bis Donnerstag im belgischen Mechelen stattfindet. Unter den 40 Konferenz-Teilnehmern aus ganz Europa sind auch 18 muslimische Repräsentanten.
Ricard forderte von Christen und Muslimen gemeinsames Handeln an sozialen Brennpunkten, etwa in den französischen Vorstädten. «Wir können die Integration nicht allein dem Staat überlassen», so der Erzbischof von Bordeaux. Das Engagement der Religionen sei an diesen Orten gefragt, weil den ohnehin Benachteiligten nicht das Gefühl vermittelt werden dürfe, sie seien in den jeweiligen Ländern nicht erwünscht. Ansonsten flüchteten sich besonders Jugendliche in radikale Ideologien und religiöse Fundamentalismen. Franco Bertame vom islamischen Kulturzentrum in Luxemburg sagte, für den Islam in Europa gebe es keine Alternative, als den Dialog zu suchen. Dabei müssten sich Christen und Muslime vor Ort besser kennenlernen und ins Gespräch kommen.
EKD-Referent Affolderbach nannte den Bildungsbereich als zentralen Brückenkopf einer künftigen engeren Beziehung. Kulturelles Verständnis werde an Schulen weitergegeben; daher sei der Religionsunterricht zentral. Das deutsche Modell von Islamunterricht könnte dabei Vorbild für andere Länder Europas sein. Besonders nordische Staaten meldeten bereits jetzt Interesse am deutschen Islamunterricht an.