Trauer nach Busunglück - Notfallseelsorger im domradio-Interview

"Das Schwierigste ist die Ohmacht"

Der Hildesheimer katholische Bischof Norbert Trelle hat den Opfern und Hinterbliebenen des Busunglücks bei Hannover sein Mitgefühl ausgedrückt. Im domradio-Interview spricht der Notfallseelsorger des Bistums, Matthias Gottschlich, über die aktuelle Situation und die Grenzen seiner Aufgabe.

 (DR)

"Das grauenvolle Busunglück, das in den gestrigen Abendstunden zwanzig Menschen das Leben gekostet hat, erfüllt mich wie alle Menschen im Land mit großer Bestürzung und Trauer", heißt es in einer von der Diözese am Mittwoch in Hildesheim veröffentlichten Erklärung. Seine Gedanken und Gebete seien bei den Opfern ebenso wie bei den Angehörigen in ihrem tiefen Schmerz, so Trelle.

"Mögen die so grausam aus dem Leben Gerissenen in Gottes Händen geborgen sein. Und mögen die Hinterbliebenen Trost und Stütze finden bei Menschen, die ihnen jetzt besonders zur Seite stehen."

Kirche in Hannover betreut Hinterbliebene
Nach dem schwersten Busunglück in Deutschland seit 15 Jahren kümmert sich die evangelische Kirche in Hannover um die Familien der Todesopfer. «Wir müssen davon ausgehen, dass unsere Nachbarn und Bekannten eine fröhliche Fahrt vorhatten mit traurigem Ende», sagte Hannovers stellvertretender Stadtsuperintendent Thomas Höflich am Mittwoch dem epd.

Am Donnerstag um 21 Uhr soll in der hannoverschen Marktkirche eine Gedenkandacht für die Opfer stattfinden. Allein in einer einzigen hannoverschen Kirchengemeinde seien möglicherweise zehn Personen ums Leben gekommen, sagte Höflich. Die Hinterbliebenen würden seelsorgerlich betreut.

Unmittelbar nach dem Unglück um 20.40 Uhr waren insgesamt elf evangelische und katholische Notfallseelsorger im Einsatz, sagte der leitende Notfallseelsorger für Hannover, Pastor Reinhard Feders (56). Sie hätten sowohl die rund 150 Helfer von Polizei und Feuerwehr als auch die Personen in den Einsatzleitungen, am Bürgertelefon und der Anlaufstelle für Angehörige betreut.

20 Tote und zahlreiche Schwerverletzte
Am Dienstagabend war ein größtenteils mit älteren Menschen besetzter Reisebus auf der Autobahn A2 zwischen Garbsen und Hannover-Herrenhausen in Brand geraten. Dabei kamen 20 Personen ums Leben, 13 wurden zum Teil schwer verletzt. Die Reisenden waren auf dem Heimweg von einer Kaffeefahrt ins Münsterland.

Polizei und Feuerwehr hatten am Mittwoch noch keine Erklärung dafür, wie es zu der Entstehung und rasanten Ausbreitung des Feuers kommen konnte. Die Staatsanwaltschaft leitete ein Ermittlungsverfahren wegen fahrlässiger Tötung gegen Unbekannt ein. Ein Spezialdezernat für Brandursachen sei eingeschaltet worden, sagte die Vizevorsitzende der Staatsanwaltschaft, Angelika Gresel.

Möglicherweise sei der Brand in der Bordtoilette entstanden, sagte Hannovers Polizeipräsident Uwe Binias. Eine überlebende Frau habe bei ihrer Vernehmung von Stichflammen berichtet, die plötzlich aus der Toilettentür geschlagen seien. Kurz davor sei die Toilette von einem männlichen Fahrgast verlassen worden.