Zunahme um 2,3 Prozent seit 2000 - aber gute Chancen für Kyoto-Ziele

Weltweit mehr Klimagase

Trotz aller Warnungen vor einem dramatischen Klimawandel ist der Ausstoß an Treibhausgasen in den vergangenen Jahren weltweit nochmals deutlich gestiegen. Erstmals aber scheint sich der Zuwachs in den Industrieländern zu verlangsamen, wie das UN-Klimasekretariat am Montag in Bonn mitteilte. Außerdem gibt es gute Chancen, dass das Ziel des Kyoto-Protokolls tatsächlich eingehalten wird. Warum dennoch ein "ehrgeiziges Post-Kyoto-Abkommen" notwendig ist - hören Sie Jan Burck von Germanwatch im domradio-Interview.

 (DR)

Die Vereinten Nationen stellten nur die Emissionsdaten der rund 40 Industriestaaten vor, die die Klimarahmenkonvention oder das Kyoto-Protokoll ratifiziert haben. Deutschland liegt international mit einem Rückgang der Emissionen von 1990 bis 2006 um 18,2 bis 18,5 Prozent (je nach Berechnungsmethode) recht günstig. Im Kyoto- Protokoll hatte die Bundesregierung versprochen, bis 2012 eine Minderung um 21 Prozent zu erreichen.

Klimaschutzpakete beginnen zu wirken
In der Gruppe der Industrieländer insgesamt wuchs der Ausstoß von Treibhausgasen von 2000 bis 2006 um rund 2,3 Prozent. Von 2005 auf 2006 gab es allerdings einen Rückgang um 0,1 Prozent, den die UN-Experten noch nicht eindeutig werten wollten. Der Rückgang sei zum Teil auf den milden Winter in Europa und Nordamerika zurückzuführen, sagte UN-Klimadatenspezialist Sergey Kononov. Aber er fügte an: "Wir wissen, dass Klimaschutzpakete verabschiedet wurden und dass sie beginnen zu wirken." Man müsse nun den Trend genau beobachten. De Boer sagte voraus, dass angesichts der jetzigen Wirtschaftsflaute wahrscheinlich auch die Emissionen zurückgehen würden. Allerdings entspreche dies nicht dem Ziel von Klimaschützern. "Ich hoffe, ich muss nie sagen: Wir haben die Kyoto- Ziele eingehalten, aber wir haben nichts mehr zu essen.

Die Zahlen sind aus zwei Gründen etwas verwirrend: Zum einen sind die Emissionen der Schwellenländer wie China und Indien, die sehr stark steigen, nicht erfasst, weil sie keine Pflichten unter der Klimarahmenkonvention und dem Kyoto-Protokoll haben. Zum anderen entwickelten sich die Emissionen seit 1990 in einer Art Zickzackkurs. Denn nach 1990 brachen zunächst die Industrien der ehemaligen Ostblockstaaten zusammen, den sogenannten Ländern im Übergang. Deshalb fielen dort die Emissionen um 37,1 Prozent. Dieser Einbruch schönt die Bilanz insgesamt noch immer. Unter dem Strich liegen die Emissionen aller Industrieländer damit um fünf Prozent unter dem Wert von 1990; die der Kyoto-Länder sogar um 17 Prozent. Deshalb hält die UN das Kyoto-Ziel von insgesamt fünf Prozent Minderung für erreichbar.

Hoffnung auf USA
Für die Zeit ab 2012 soll ein neues Weltklimaabkommen strengere Ziele setzen. Wissenschaftler halten dies für dringend nötig, um den Klimawandel einigermaßen zu begrenzen. Anfang Dezember soll der Weltklimagipfel im polnischen Posnan die Verhandlungen voranbringen, die Ende 2009 in Kopenhagen abgeschlossen werden sollen. "Die Zahlen zeigen deutlich, wie wichtig es ist, dass die UN-Verhandlungen in Posnan gute Fortschritte machen auf dem Weg hin zur Schaffung eines neuen Abkommens als Antwort auf die Herausforderung des Klimawandels", erklärte de Boer.

Er sagte konstruktive Verhandlungen auch mit der US-Delegation voraus, obwohl der neue Präsident Barack Obama noch nicht im Amt ist. Die US-Delegation werde sich eng mit Obama abstimmen, meinte de Boer. Die USA, die das Kyoto-Protokoll nicht mittragen, haben ihren Ausstoß an Klimagasen laut UN-Angaben seit 1990 um gut 14 Prozent erhöht. In der Klimarahmenkonvention von 1992 hatten aber auch die Vereinigten Staaten versprochen, ihre Emissionen auf den Wert von 1990 zurückzuführen - allerdings nur als unverbindliche Zusage.