Vatikan und Armenier wollen enger zusammenarbeiten

Papst trifft Katholikos

Papst Benedikt XVI. und der armenische Katholikos Aram I. haben ihren Willen zu einer stärkeren Zusammenarbeit bekräftigt. Eine gemeinsame Stimme der Kirchen in einer polarisierten Welt sei dringlicher als je zuvor, sagte Aram I. bei seiner Begegnung mit Benedikt XVI. am Montag im Vatikan.

 (DR)

Der Papst zeigte sich besorgt über die anhaltenden religiösen Spannungen im Nahen Osten und beklagte eine «Eskalation der Verfolgung und Gewalt gegen Christen». Die fortdauernden Konflikte enttäuschten alle Anstrengungen um Versöhnung und Frieden in der Region.

Aram I. wandte sich gegen eine Leugnung des Völkermords an den Armeniern. Um Frieden und Versöhnung voranzubringen, müssten Kirchen, Religionen und Staaten jegliche Völkermorde anerkennen, «einschließlich den armenischen Genozid», so der Katholikos bei dem Treffen der Kirchenoberhäupter. Er verlangte Respekt vor den Rechten jedes Volkes auf Würde, Freiheit und Selbstbestimmung. Dies gehöre zu den notwendigen Bemühungen, um neue Genozide zu verhindern.

Bei türkischen Verfolgungen von Armeniern kamen ab 1915 zwischen 600.000 und 1,5 Millionen Menschen ums Leben. Die Türkei bestreitet, dass es sich um einen Völkermord gehandelt habe.

Der Katholikos betonte, es sei dringende Aufgabe der christlichen Kirchen, sich für Gerechtigkeit und Versöhnung einzusetzen. Auch das Eintreten für Menschenrechte, die Anwaltschaft für Benachteiligte und Friedensarbeit in Konflikten seien «integraler Bestandteil des christlichen Zeugnisses».



Benedikt XVI. verlangte politische Selbstbestimmung für den Libanon und die Staaten des Nahen Ostens und rief die ethnischen Gruppen und Religionsgemeinschaften der Region zu gegenseitigem Respekt auf. Nur so lasse sich der Frieden auf «soliden Fundamenten von Solidarität, Gerechtigkeit und Respekt vor den legitimen Rechten von Individuen und Völkern» aufbauen.

Aram I. hält sich bis Donnerstag zu einem offiziellen Besuch im Vatikan auf. Es ist das erste ökumenische Spitzentreffen des 61-jährigen Oberhaupts der armenischen Christen in Libanon, Syrien und Zypern mit Benedikt XVI.

Nach einem etwa 25-minütigen Gespräch unter vier Augen in der Privatbibliothek des Papstes begaben sich die beiden Kirchenführer zum gemeinsamen Gebet in die Kapelle des Apostolischen Palasts. Die ökumenische Feier war geprägt von alten Hymnen der armenischen Kirche.

Der Großteil der rund 6 Millionen armenischen Christen lebt in der heutigen Republik Armenien. Der Libanon zählt weitere etwa 500.000. Im Unterschied zur Orthodoxie gehört die armenische Kirche zu den altorientalischen Kirchen. Nachdem sie im Jahr 451 die Beschlüsse des Konzils von Chalcedon nicht übernommen hatte, ist sie selbstständig. Zur katholischen Kirche bestehen inzwischen ausgezeichnete ökumenische Beziehungen.