Solarkraftanlage im Vatikan eingeweiht

"Und es ward Licht"

Der Heilige Stuhl hat das Klimaschutz-Protokoll von Kyoto zur Reduzierung von Treibhausgasen zwar nicht unterzeichnet. Doch seit Mittwoch spart der Vatikan mit seiner ersten Solarstromanlage von der Größe eines Fußballfelds jährlich 220 Tonnen Kohlendioxid-Emissionen.

 (DR)

Der Präsident des Governatorats der Vatikanstadt und Ex-Nuntius in Berlin, Erzbischof Giovanni Lajolo, weihte das Öko-Kraftwerk auf der päpstlichen Audienzhalle bei strahlendem Sonnenschein nach tagelangem Regen gemeinsam mit SolarWorld-Chef Frank Asbeck ein.

Auf dem Renaissance-Dach des benachbarten Petersdoms würden die grau-blauen Module der Solaranlage zu sehr ins Auge fallen. Die wellenförmige Audienzhalle, die in den 1970er Jahren entstand, eignet sich dagegen perfekt für die knapp 2.400 Solarzellen. Sie ersetzen die ohnehin renovierungsbedürftigen Dachplatten.

Die Audienzhalle bietet reichlich Fläche für die Installation nach Süden ausgerichteter Module und gehört gleichzeitig zu den wichtigsten Stromverbrauchern im kleinsten Staat der Welt. Auch wenn sie nicht zu sehen sind, sollen die Module nach dem Willen von SolarWorld-Chef Asbeck ein «weithin sichtbares Signal für eine klimafreundliche Energieversorgung und für die Bewahrung der Schöpfung» sein.

«Mit der Photovoltaik-Anlage nimmt der Heilige Stuhl bei der Solarenergie eine Spitzenstellung ein», freut sich der technische Direktor des Vatikans, Pier Carlo Cuscianna. Er erläutert, die Anlage werde mehr als 300.000 Kilowattstunden pro Jahr produzieren, das entspricht dem Jahresverbrauch von mehr als 100 Haushalten und reicht aus für Licht, Heizung und Kühlung der Audienzhalle. Eventuelle Überschüsse würden ins Stromnetz des Vatikans eingespeist. Schließlich sei Umweltschutz «eine der wichtigsten Herausforderungen unseres Jahrhunderts».

Ingenieur Livio De Santoli von der römischen Sapienza-Universität findet den Einstieg des Vatikans in erneuerbare Energien «aufregend und ehrgeizig zugleich». Die Schwierigkeit bei dem Projekt habe darin bestanden, «eine Synthese aus dem Energiereichtum und dem religiösen, historischen und künstlerischen Geist» zu schaffen, den der angrenzende Petersdom verkörpert.

Ökologisches Bewusstsein ist im Vatikan keine Neuheit. Papst Johannes Paul II. forderte in seiner Botschaft zum Weltfriedenstag 1990 bereits zu einem «neuen Umweltbewusstsein» auf, das zu «konkreten Programmen und Initiativen» führen müsse. Im Vatikan nennt Umweltschutz sich seitdem «Bewahrung der Schöpfung». Sein Nachfolger Benedikt XVI. gab nicht nur die Solaranlage in Auftrag. In seiner Botschaft zum Weltfriedenstag 2009 warnte er angesichts des wachsenden Energiebedarfs vor einem «nie da gewesenen Wettlauf um Ressourcen». Das Ringen um Energiequellen könnte Kriege auslösen, fürchtet der Papst.

Cuscianna und De Santoli möchten auch auf anderen Gebäuden im Vatikan und in der Umgebung Solarstrom erzeugen. Bislang steht noch nicht fest, welche der über Roms Altstadt verstreuten Gebäude des Kirchenstaates dafür in Frage kommen. Die erste Solarstromanlage erhielt der Vatikan ebenso als Geschenk wie einen ungarischen Wald. Mit dessen Hilfe soll die Kohlenstoff-Bilanz des Vatikanstaats ausgeglichen werden, indem die Bäume soviel Kohlendioxid absorbieren wie der Vatikanstaat produziert.