Vatikan und Israel planen 2009 eine Reise von Benedikt XVI.

Heikle Mission im Heiligen Land

Nun wird es offenbar ernst mit der Reise nach Jerusalem.
Vatikan und Israel haben bestätigt, dass man für 2009 einen Besuch von Papst Benedikt XVI. im Heiligen Land plant. Von "historischer" Dimension wäre eine solche Visite, sagte der israelische Botschafter beim Vatikan, Mordechay Lewy, am Donnerstag.

Autor/in:
Burkhard Jürgens
 (DR)

Denn der amtierende Papst käme nicht wie Paul VI. 1964 abseits diplomatischer Beziehungen, auch nicht wie Johannes Paul II. im Jahr 2000 als Pilger, sondern als offizieller Gast des Staates Israel.

Ob Benedikt XVI. die Einladung annehmen würde, darüber gab es vor kurzem frische Zweifel. Anlass und Hintergrund war der Dauerstreit um die geplante Seligsprechung des Weltkriegs-Papstes Pius XII. (1939-1958). Zum 50. Todestag seines Vorgängers hatte Benedikt XVI. dessen Einsatz für die Rettung der Juden gerühmt; andere Stimmen bekräftigten den Vorwurf Rolf Hochhuths, der «Stellvertreter» habe vielleicht doch nicht jedes Register päpstlichen Einflusses gezogen.

Dann wurde der Jesuit Peter Gumpel, ein maßgeblicher Mitarbeiter beim Seligsprechungsverfahren, mit der Aussage zitiert, Benedikt XVI. werde unmöglich nach Israel fahren, solange ein Bild von Pius XII. mitsamt diskreditierender Unterschrift in der «Hall of Shame» der Holocaust-Gedenkstätte Jad Vaschem hänge. Der Vatikan stellte umgehend klar, die Frage von Besuch oder Nichtbesuch hänge nicht an dieser Hinweistafel. Jetzt, wo die Reise konkret in den Blick rückt, rudert Botschafter Lewy um das Problem Jad Vaschem elegant herum:
Der Ablauf des Programms stehe noch nicht fest.

Was die Seligsprechung selbst angeht, steht die Frage laut Lewy «nicht auf der bilateralen Agenda». Es handle sich um eine innere Angelegenheit der katholischen Kirche. Auch ein anderer wunder Punkt, das Gebet für die Christuserkenntnis der Juden im Karfreitagsgottesdienst nach tridentinischem Ritus, ist dem Diplomaten zufolge inzwischen entschärft - kein Thema, das die politischen Beziehungen des Staates Israel mit dem Chef des Völkerrechtssubjekts Heiliger Stuhl berühren könnte.

Genau dort, auf der politischen Ebene, ist der Besuch von Benedikt XVI. angesiedelt. Israel verwahrt sich zwar dagegen, die Reise für den israelisch-palästinensischen Konflikt zu verzwecken. «Wenn man will, kann man das instrumentalisieren, aber daran hat niemand Interesse», sagt Lewy. Klar ist aber: Benedikt XVI. wird auch palästinensischen Boden betreten, etwa in Bethlehem. Schließlich ist die katholische Kirche im Land faktisch eine Kirche von Palästinensern. Die Reise des Papstes, der einmal als israelischer Staatsgast, dann als geistliches Oberhaupt arabischer Christen auftritt, führt durch ein diplomatisches Minenfeld.

Auch in den bilateralen Beziehungen zwischen Israel und dem Vatikan steht nicht alles zum Besten. Seit Jahren verhandeln beide Seiten zäh über die Klärung des steuer- und eigentumsrechtlichen Status von katholischen Einrichtungen in Israel. Es geht um Geld und Einfluss. «Wir machen Fortschritte, auch ohne den Papst», beteuert Lewy. Es könne aber sein, dass ein Staatsbesuch des Papstes die Dinge beschleunige.

Zu exklusiv soll der Besuch aber auch nicht auf der politischen Bühne stattfinden. Nach der Sprachregelung des Vatikan reist der Papst nicht nach Israel, sondern gut biblisch ins Heilige Land. Das sieht auch Lewy so: Außer der palästinensischen Westbank gehöre ja auch etwa Jordanien dazu, sagt der Botschafter.

Und eine weitere Variante ist denkbar: Von Großmufti Ahmad Badr el Din el Hassun steht noch eine Einladung an Benedikt XVI. nach Damaskus aus. Die syrische Metropole ist eine der Veranstaltungs-Hochburgen im Paulusjahr, das kein anderer als der Papst initiiert und ausgerufen hat. Das Jubeljahr läuft noch bis zum 29. Juni 2009 - was sich glücklich zu den Spekulationen fügt, dass die Israel-Reise im Mai stattfinden soll. Immerhin: Eine Absage des Papstes an den Großmufti ist nicht bekannt.