Papst würdigt Allgemeine Menschenrechtserklärung

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Papst Benedikt XVI. hat die vor 60 Jahren verabschiedete Allgemeine Erklärung der Menschenrechte gewürdigt und eindringlich zu ihrer besseren Umsetzung gemahnt. "Die Würde jedes Menschen ist wahrhaft nur dann garantiert, wenn all seine Grundrechte anerkannt, geschützt und gefördert werden", sagte der Papst bei einem Festakt am Mittwochabend im Vatikan.
Zum Abschluss des Programms gab das Brandenburgische Staatsorchester Frankfurt ein Konzert.

 (DR)

Trotz Fortschritten in den vergangenen Jahrzehnten würden weiterhin Hunderte Millionen Menschen in ihrem Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit bedroht. Nicht immer werde die Gleichheit aller und die Würde jedes Menschen respektiert. Benedikt XVI. beklagte zudem neue Barrieren auf Grund von Rasse, Religion oder politischen Überzeugungen.

Kardinal-Staatssekretär Tarcisio Bertone bezeichnete das Dokument als einen «Meilenstein». Die Kirche habe darin ein Zeichen der Zeit auf dem Weg zu einer neuen rechtlichen und politischen Weltordnung erblickt, betonte die Nummer zwei der Vatikan-Hierarchie. Zugleich warnte er vor einer Auflösung der Rechte angesichts von Wirtschaftsstrukturen, die dem Wert des Menschen widersprächen. Zur Religionsfreiheit sagte Bertone, dieses Recht drohe durch ein unbestimmtes «Recht auf Toleranz» ersetzt zu werden. Damit werde Religion dem privaten Bereich zugeordnet und die Frage nach der Wahrheit relativiert.

An der Veranstaltung in der Audienzhalle nahmen die Kurienspitzen und das Diplomatische Corps sowie mehrere tausend Gäste teil. Mit dem Festakt unterstreicht der Heilige Stuhl seine schrittweise Annäherung an die Idee der universalen Menschenrechte. Als letzter Papst hatte noch Pius IX. (1846-1878) die aus dem Gedankengut der Aufklärung stammende Menschenrechts-Idee verurteilt.

Erst Johannes XXIII. erkannte 1963 die universale Erklärung der Menschenrechte von 1948 «trotz begründeter Vorbehalte» als großen Fortschritt an. Zur Feier des 50. Jahrestages der UN-Menschenrechtsdeklaration in New York schickte Papst Johannes Paul II. 1998 eine Botschaft, in der er den Text als eines der kostbarsten und bedeutendsten Dokumente in der Geschichte des Rechts bezeichnete.

In seiner Ansprache am Mittwochabend betonte Benedikt XVI. die naturrechtliche Verankerung der Menschenrechte. Die Kirche betone seit jeher, dass die fundamentalen Rechte jenseits von Unterschieden in Formulierung und Gewichtung in den verschiedenen Kulturen eine universale Gegebenheit seien, da sie zur Natur des Menschen gehörten.

«Das Naturrecht, von Gott ins menschliche Gewissen geschrieben, ist ein gemeinsamer Nenner aller Menschen und aller Völker», so der Papst. Die Menschenrechte gründeten daher «letztlich in Gott als dem Schöpfer, der jedem Erkenntnis und Freiheit gegeben hat». Wenn man von dieser «soliden ethischen Basis» absehe, würden die Menschenrechte brüchig, so Benedikt XVI.

Bei der Gedenkveranstaltung sprachen auch der vatikanische Menschenrechtsbeauftragte Kardinal Renato Raffaele Martino und der Generaldirektor der Weltarbeitsorganisation ILO Juan Somavia.


Brandenburgisches Staatsorchester spielt vor dem Papst
Zum Abschluss des Programms gab das Brandenburgische Staatsorchester Frankfurt ein Konzert, an dem auch der Papst teilnahm. Auf dem Programm standen die Ouvertüre aus Felix Mendelssohns «Sommernachtstraum» und das Konzert für Klavier und Orchester Nr. 9 von Wolfgang Amadeus Mozart. Ferner erklangen unter Leitung der spanischen Dirigentin Inma Shara Stücke von Amilcare Ponchielli und Manuel de Falla. Es war das erste Mal, dass bei einem Konzert vor dem Papst eine Frau am Dirigentenpult stand.

Benedikt XVI. zeigte sich erfreut und bewegt. Er dankte dem Ensemble und seiner Gastdirigentin für die «eindrucksvolle» Darbietung. Unter den rund 8.000 Gästen in der vatikanischen Audienzhalle waren auch Italiens Staatspräsident Giorgio Napolitano, die Kurienspitzen und das Corps der beim Heiligen Stuhl akkreditierten Diplomaten.