Passauer Polizeichef ruft bei Entlassung aus Klinik zum Kampf gegen Neonazis auf

Mutiges Zeichen gegen Rechts

Körperlich ist er immer noch sehr geschwächt, doch Alois Mannichl zeigt Stärke. An der Hand seiner Ehefrau bleibt der Passauer Polizeichef im Blitzlichtgewitter der Fotografen stehen. "Ich habe bewusst den Weg hier gewählt", sagt der 52-Jährige, der am vergangenen Samstag von einem Neonazi niedergestochen wurde.

Autor/in:
Petr Jerabek
 (DR)

"Ich wollte nicht durch die Hintertür hinausgehen." Der Polizist will ein Zeichen setzen: "Ich glaube es ist wichtig, dass wir beweisen, dass wir uns von diesen Rechtsextremisten nicht einschüchtern lassen."

Gerade einmal sechs Tage sind seit der brutalen Messerattacke auf Mannichl vergangen, der Täter ist am Freitag immer noch auf der Flucht - dennoch macht der 52 Jahre alte Beamte bei seiner Entlassung aus dem Krankenhaus klar: Der "feige Anschlag" auf sein Leben wird ihn nicht davon abhalten, weiter gegen Neonazis vorzugehen. "Wir werden beim Kampf gegen Rechtsextremismus nicht nachlassen", kündigt er an und fügt hinzu: "Wir dürfen uns nicht von Einzelnen in Angst und Schrecken setzen lassen."

Mannichls Auftritt ist ein Akt der Zivilcourage. Schließlich wird der Mordversuch an dem Polizeidirektor, der im Landkreis Passau wiederholt gegen Neonazi-Aufmärsche vorgegangen war, von den Ermittlern als vermutlicher Racheakt aus der rechtsextremistischen Szene eingestuft. Und der 52-Jährige weiß, dass ihn sein Kampf gegen Rechts fast das Leben gekostet hätte: Die Klinge, die ihm der Täter in die Brust rammte, verfehlte sein Herz nur um wenige Zentimeter. So bedankt sich Mannichl auch "bei unserem Herrgott, der mir viele Schutzengel gegeben hat".

Lichterkette gegen Rechts
Über die große öffentliche Anteilnahme nach der Messerattacke zeigt sich der Polizeidirektor erfreut. "Das war für mich unheimlich beeindruckend, wie viel Zuspruch ich bekommen habe", sagt er. Den Dank an seine Familie hat sich Mannichl bewusst für den Schluss seines Statements aufgehoben. "Eigentlich hätte ich es am Anfang erwähnen müssen, aber ich wusste, dass dann meine Stimme versagt hätte", sagt er.

Sichtlich bewegt und mit zitternder Stimme bedankt sich der 52-Jährige bei seiner Frau, seinem Sohn und seiner Tochter, die fast rund um die Uhr bei ihm gewesen seien. Ohne sie hätte er das Ganze wohl nicht durchgestanden, sagt Mannichl mit Tränen in den Augen. An der Hand seiner Frau legt er schließlich die letzten Schritte zum Auto zurück und fährt davon. Die Weihnachtstage kann er bei seiner Familie verbringen.

Zuvor aber will die Bevölkerung von Mannichls Wohnort Fürstenzell noch ein Zeichen der Solidarität mit dem Passauer Polizeichef setzen: Für Montagabend (19.00 Uhr) ist eine Lichterkette gegen Rechtsextremismus geplant. Gerade in diesen Tagen könnten für Mannichl solche Zeichen wichtig sein. Denn bei aller Stärke - die Tat belastet den 52-Jährigen psychisch schwer, wie er in einem Interview sagte: "Die Angst spielt mit."

Papst erschüttert über Mordanschlag
Papst Benedikt XVI. hat mit großer Anteilnahme die Nachricht vom Mordanschlag aufgenommen. «Für den Heiligen Vater ist die Tat unfassbar.  Er ist erschüttert und wird für Alois Mannichl beten», sagte der Passauer Bischof Wilhelm Schraml der «Passauer Neuen Presse» (Samstag) nach seiner Rückkehr aus Rom.

Schraml war am Mittwoch mit Benedikt XVI. zusammengetroffen und hatte ihn über das mutmaßlich von Rechtsradikalen begangene Attentat informiert. Der Polizeichef war am Samstagabend vor seinem Haus von einem Mann niedergestochen worden. Inzwischen konnte er das Krankenhaus verlassen.

Der Bischof sprach angesichts der Zunahme rechtsextremistischer Gewalt von «lebensbedrohlichen Tendenzen». Dies gelte nicht nur für einzelne Personen wie Mannichl, sondern für die ganze Gesellschaft.  Staat und Politik müssten verhindern, dass ein rechtliches Vakuum entstehe. Wichtig sei die Prävention, an der sich auch die kirchlichen Jugendbüros und Verbände beteiligten.