Pater Bickel zaubert seit über 40 Jahren

Missionsauftrag als Magier

Schwungvoll bewegt der schwarz gekleidete Mann die einzelnen Stahlringe, und im nächsten Moment sind sie alle miteinander verkettet. Obwohl das Zauberkunststück schon oft gesehen wurde, herrscht bei diesem Auftritt eine besondere Atmosphäre. Denn das schwarze Outfit ist Priesterkleidung, der Zauberer ist der Ordenspriester Pater Hermann Bickel.

Autor/in:
Christian Wolf
 (DR)

Seit mehr als 40 Jahren tritt Bickel als Zauberer auf: "Ein Pater, der zaubert, das ist wie ein bunter Hund", sagt er selbst. Noch bevor er 1965 den Steyler Missionaren beitrat und sich für ein Leben mit Gott entschied, wurde er Mitglied im Magischen Zirkel von Deutschland. In der Vereinigung der Zauberkünstler tauscht er sich mit Kollegen aus und lernt neue Kunststücke kennen. Dank zahlreicher Fernsehauftritte bei Frank Elstner, Hape Kerkeling oder Rudi Carrell hat sich der zaubernde Pater über die Jahre eine Fangemeinde aufgebaut. Aber auch in kleineren Kreisen bei Geburtstagen und Jubiläen tritt er auf. Pro Jahr kommt Pater Hermann somit auf über 100 Auftritte in ganz Deutschland.

"Ich beziehe das Publikum mit ein und lasse es mitzaubern", sagt Bickel über seine Zauber-Show. Der Pater, der sich selber gerne als "Missio-Narr" bezeichnet, versucht den Zuschauern mit seinen Auftritten den Glauben näher zu bringen. "Mir ist wichtig, dass die Menschen erkennen: Kirche ist ja doch nicht so dunkel", sagt der 70-Jährige. Da im Publikum oft Menschen sitzen, die die Kirche meiden, sieht Bickel seinen Missionsauftrag auch als Magier erfüllt.

Besonders gut kommen dabei die lockeren Sprüche an, die ihm immer wieder über die Lippen gehen - auch über die Kirche. Sein Motto ist dabei: "Viele Kirchenfürsten nehmen sich so ernst, dass man sie nicht ernst nehmen kann."

"Müssen uns damit abfinden, dass wir nicht mehr Volkskirche sind"
Seit einigen Monaten lebt Bickel nun in Sankt Augustin bei Bonn, und sein Hobby hat sich unter den Mitbrüdern schnell herumgesprochen. "Die dachten zunächst, was haben wir denn da für einen bunten Vogel?" Doch mittlerweile besitzt der gebürtige Münsterländer sogar ein eigenes Zauberhäuschen namens Abraxas. Zusammen mit einem alten Schulfreund wurde aus einem alten Gartenhäuschen ein gemütlicher Ort gemacht, an dem alle Zauberutensilien gelagert werden.

Geht es um die derzeitige Situation der Ordensgemeinschaften in Deutschland, wird der sonst so muntere und lustige Pater ernst. "Wir müssen uns damit abfinden, dass wir nicht mehr Volkskirche sind und es auch nicht mehr werden", analysiert Bickel die Lage. Angesichts rückläufiger Zahlen von Ordensmitgliedschaften und dem allgemeinen Bedeutungsverlust der Kirche müsse das Motto gelten: "Nicht Masse, sondern Klasse."

Bickel selber hat sich bereits sehr früh für das Ordensleben entschieden. Schon im Alter von zehn Jahren stand für ihn fest, später einmal Missionar zu werden. "Das hat auch zu Hause überrascht", erinnert sich Bickel. Aus gesundheitlichen Gründen konnte er jedoch nicht ins Ausland gehen und wurde Lehrer. Seit seiner Pensionierung im vergangenen Jahr kann sich Pater Hermann nun vollkommen auf die Zauberei konzentrieren. "Solange ich noch kann und man mich sehen will, mache ich noch weiter!"