Der neue Moskauer Patriarch Kyrill

Zur Person

Der neue Moskauer Patriarch Kyrill (62), bislang Metropolit von Smolensk und Kaliningrad, war einer der engsten Mitarbeiter seines im Dezember verstorbenen Vorgängers Alexij II. (1990-2008). Während dessen gesamter Amtszeit leitete Kyrill das Außenamt der Kirche. Schon den Posten des "Außenministers" hatte er vor 19 Jahren von Alexij II. übernommen.

 (DR)

Als Verantwortlicher für die ökumenischen Beziehungen traf sich der Metropolit mehrmals mit Papst Benedikt XVI., zuletzt im Dezember 2007 im Vatikan. Seine guten Kontakte zu Rom sind in der Kirche umstritten. Ökumene-Gegner werfen Kyrill unter anderem vor, er habe 2005 im Vatikan Benedikt XVI. nach dessen Papstwahl unterwürfig die Hand geküsst. Zuletzt ging Kyrill zunehmend auf Distanz zur katholischen Kirche. Gemeinsame Andachten, die verschiedene christliche Traditionen vermischten, werde es nicht geben, so der Metropolit.

Der wortgewandte Sohn einer Priesters profilierte sich als Vordenker des reformorientierten Kirchenflügels. Seine Publikationsliste umfasst weit mehr als 600 Titel. Die im Jahr 2000 verabschiedete Soziallehre der russisch-orthodoxen Kirche geht stark auf ihn zurück. Seit 1994 hat Kyrill eine eigene sonntägliche Fernsehsendung. Auch war er wiederholt Gast in TV-Talkshows. Beides trug mit dazu bei, dass er heute der mit Abstand bekannteste Bischof des Landes ist.

Zum Kreml wahrte Kyrill stets eine gewisse Distanz. So lehnte er etwa seine Berufung in eine Honoratiorenkammer ab.

Geboren mit dem bürgerlichen Namen Wladimir Michailowitsch Gundjajew am 20. November 1946 in St. Petersburg, dem damaligen Leningrad, wurde Kyrill mit 22 Jahren Priester. Im Anschluss an sein Studium arbeitete er in seiner Heimatstadt als Sekretär von Metropolit Nikodim, der bereits in den 1960er Jahren die ökumenische Öffnung der russisch-orthodoxen Kirche gefördert hatte. Im Alter von 28 Jahren übernahm Kyrill die Leitung des Priesterseminars von St. Petersburg. Mit 29 wurde er Bischof.

1984 wurde er Bischof der Diözese Smolensk und zum Administrator der Diözese Kaliningrad ernannt. Seit 1991 trägt er den Titel des Metropoliten. Bereits seit dem Tod von Alexij II. im Dezember 2008 leitete Kyrill auf Beschluss des obersten Leitungsgremiums der Kirche, des Heilige Synods, seine Kirche übergangsweise. Deutschland kennt Kyrill von zahlreichen Besuchen. 2007 nahm er am evangelischen Kirchentag in Köln teil.