Williamson hat Holocaust schon mehrfach geleugnet

Kein unbeschriebenes Blatt

Er dürfte mittlerweile einer der bekanntesten Bischöfe der Welt sein: Mit seinen im Januar bekannt gewordenen Interview-Äußerungen zum Holocaust und seiner Leugnung der Gaskammern hat sich der 68-jährige Traditionalistenbischof Richard Williamson ins Bewusstsein der Weltöffentlichkeit katapultiert. Mit der Aufhebung seiner Exkommunikation hat der Vatikan weltweite Empörung ausgelöst.

Autor/in:
Christoph Arens
 (DR)

Doch anders als manche Reaktionen nahe legen, ist der 1988 vom abtrünnigen Erzbischof Marcel Lefebvre von der Priesterbruderschaft Pius X. zum Bischof geweihte Williamson kein unbeschriebenes Blatt, was die Leugnung des Holocaust angeht. Und auch darüber hinaus machte der 1971 zum Katholizismus konvertierte anglikanische Pfarrerssohn schon seit Jahren durch krude Ansichten auf sich aufmerksam.

Wie die US-Zeitung «National Catholic Reporter» berichtet, stand die kanadische Polizei schon 1989 kurz davon, gegen den gebürtigen Briten zu ermitteln, weil er gegen das kanadische Gesetz gegen Volksverhetzung verstoßen haben soll. Bei einer Rede in Quebec soll er laut Zeitungsbericht den Juden vorgeworfen haben, für den Modernismus und die Korruption in der katholischen Kirchen verantwortlich zu sein. Damit war er sich durchaus einig mit Lefebvre, der noch im August 1985, also drei Jahre vor seiner Exkommunikation, in einem Brief an Papst Johannes Paul II. die «Juden, Kommunisten und Freimaurer» für den Glaubens- und Sittenverfall in der katholischen Kirche verantwortlich machte.

Zugleich hat Williamson bereits 1989 in Kanada erklärt, dass nicht ein einziger Jude in den Gaskammern der Nazis gestorben und dass der Holocaust ein Mythos gewesen sei, damit der Westen die Gründung des Staates Israel unterstützte. Zugleich hat der Bischof laut Zeitungsbericht die Bücher des deutschstämmigen Neo-Nazis und Auschwitz-Leugners Ernst Zündel gelobt - darunter Titel wie «Hitler, wie wir ihn liebten und warum» und «Starben wirklich sechs Millionen?».

Wer sich über das Weltbild Williamsons ein Bild machen will, kann seine zwischen 1983 und 2003 fast monatlich veröffentlichten Briefe als Rektor des Thomas-von-Aquin-Seminars im amerikanischen Winona nachlesen (www.stas.org/publications ). Dort schrieb der Bischof beispielsweise im November 1992, er habe den Eindruck, dass das Glaubensbekenntnis «Ich glaube an den Heiligen Geist und die Gemeinschaft der Heiligen» ausgetauscht worden sei mit «Ich glaube an den Holocaust und die Emanzipation der Frauen».

Im Februar 1991 schrieb der Bischof: «So lange die Juden nicht ihre wahre messianische Mission entdecken, kann man von ihnen erwarten, dass sie gemäß ihrer falschen messianischen Berufung zur Weltbeherrschung weiter fanatisch daran arbeiten, den Thron des Antichristen in Jerusalem aufzubauen.» Im Jahr 2000 erklärte er nach Darstellung des «National Catholic Reporter», dass das «Protokoll der Weisen von Zion», eine antisemitische Fälschung aus dem zaristischen Russland, echt sei.

Allerdings befasste sich Williamson, der sich zuletzt in einem Seminar der Priesterbruderschaft im argentinischen La Reja aufhielt, in seinen vielen öffentlichen Briefen nicht nur mit den Juden. Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 behauptete der Traditionalistenbischof, Gott gebrauche die Araber und Juden, um den verderbten Westen zu züchtigen.

Im November 1991 warnte er Frauen davor, an Aktivitäten teilzunehmen, bei denen sie unziemliche Kleidung tragen müssten, etwa athletische Wettkämpfe oder Tennisspiele. Den Männern empfahl er, die Frauen von solchen Plänen abzubringen. Im September des gleichen Jahres verurteilte er, dass Frauen Hosen oder Shorts tragen.