Der Brief des Regensburger Bischofs an drei Theologieprofessoren im Wortlaut

"Schwere Zweifel an der Kirchlichkeit"

Der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller hat drei Regensburger Theologieprofessoren in einem persönlichen Brief aufgefordert, ihre Unterstützung für eine Petition zurückzunehmen, die im Zuge des Eklats um die Traditionalisten im Internet lanciert wurde. Die Katholische Nachrichten-Agentur dokumentiert das Schreiben des Bischofs:

 (DR)

Sehr geehrter xxx,

wie aus der Internetseite www.petition-vaticanum2.org (Stand vom 08.02.2009) hervorgeht, wurde mit Datum vom 28. Januar 2009 eine Petition mit dem Titel «Uneingeschränkte Anerkennung der Beschlüsse des II. Vatikanischen Konzils gefordert» veröffentlicht, zu deren Erstunterzeichnenden Sie gehören. Darin findet sich die Passage:

«Die Unterzeichnenden werten es als klare Richtungsanzeige, dass Papst Benedikt XVI. diese Aufhebung in direkter zeitlicher Nähe zum symbolträchtigen 50. Jahrestag der Ankündigung der Einberufung eines Konzils durch Papst Johannes XXIII. vollzogen hat. Diese Rückwärtswendung lässt die Rückkehr von Teilen der römisch-katholischen Kirche in eine antimodernistische Exklave befürchten. Durch diese Rückwärtswendung wird es zugelassen, dass Teile der römisch-katholischen Kirche - neben vielem anderen - offen Geist und Buchstaben bedeutender Dokumente des II. Vatikanischen Konzils ablehnen dürfen (...).»

Aus diesem Absatz, den Sie sich mit Ihrer Unterschrift zu eigen machen, ergibt sich ein schwerer Zweifel hinsichtlich Ihrer notwendigen Einstellung als Theologe und bezüglich der erforderlichen Kirchlichkeit Ihrer Haltung (vgl. Apostolische Konstitution, Sapientia Christiana´; Instruktion der Glaubenskongregation über die kirchliche Berufung der Theologen vom 24. Mai 1990).

Sie unterstellen dem Papst ein Handeln zum Schaden der Kirche, indem er angeblich eine Ablehnung von Beschlüssen des II. Vatikanums zulasse. Diese Unterstellung entbehrt jeglicher Grundlage. Damit haben Sie sich selbst als katholischer Theologe disqualifiziert.

Sie wissen zweifellos, dass ich als Bischof das Recht der Theologiestudierenden auf eine wissenschaftlich kompetente Theologie und die kirchliche Gesinnung jedes akademischen Lehrers zu wahren habe. Angesichts meiner Verantwortung für die theologische Ausbildung und für die Formung unserer Studenten in kirchlichem Geist fordere ich Sie deshalb auf, innerhalb von 14 Tagen

1. sich von der genannten Petition unzweideutig zu distanzieren, indem Sie sich beim Hl. Vater schriftlich entschuldigen (zur Weiterleitung über mich);

2. als Zeichen Ihrer Anerkennung des kirchlichen Lehramtes - insbesondere des II. Vatikanischen Konzils und aller Lehrentscheidungen der Päpste Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul I., Johannes Paul II. und Benedikt XVI. - das Glaubensbekenntnis und den Treueeid gemäß der beigefügten Formel vor mir persönlich abzulegen.

Falls Sie innerhalb der angegebenen Frist dazu nicht bereit sein sollten, zwingen Sie mich angesichts der mit meinem Amt verbundenen Verantwortung für das Wohl der Kirche von Regensburg wie der Gesamtkirche zu weiteren Schritten.

Mit freundlichen Grüßen

+ Gerhard Ludwig Müller Bischof von Regensburg