Chronologie des Konflikts um Bischofsernennung in Österreich

Wagner als Teil einer längeren Geschichte

In die Debatte um das Rücktrittsgesuch von Pfarrer Gerhard Maria Wagner, der zum Weihbischof in Linz ernannt worden war, hat sich der Vatikan eingeschaltet. Wie dieser am Montag offiziell mitteilte, nahm Papst Benedikt XVI. Wagners Amtsverzicht an. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) dokumentiert Stationen eines Konflikts, der seine Brisanz auch durch frühere Vorgänge um Bischofsernennungen in Österreich erhält.

 (DR)

April 1950: Franz Jachym (1910-1984), Professor der Moraltheologie in Wien, wird zum Koadjutor des Wiener Kardinals Theodor Innitzer bestimmt. Unmittelbar vor seiner Weihe verlässt Jachym den Stephansdom, aus nie ganz geklärten Gründen. Die Zeremonie wird einen Monat später nach einem persönlichen Gespräch mit Papst Pius XII. in Rom nachgeholt. Ein Präzedenzfall für die "Causa Wagner"..

Juli 1986: Der Benediktiner Hans Hermann Groer (1919-2003) wird von Papst Johannes Paul II. zum Wiener Erzbischof ernannt und 1988 zum Kardinal erhoben. Eine Ernennung, die einige Jahre später zum Problem wird.

März 1987: Kurt Krenn, Theologieprofessor in Regensburg, wird zum Weihbischof in Wien ernannt. Der Weihe gehen scharfe Proteste gegen den sich streng konservativ äußernden Krenn voraus. Am Tag der Weihe Ende April legen sich Katholiken auf die Erde und versuchen vergeblich, ihn am Betreten des Doms zu hindern.

1991: Krenn wechselt auf Geheiß des Papstes als Diözesanbischof nach St. Pölten. Neue Proteste sind die Folge.

1995: Ein ehemaliger Schüler von Kardinal Groer erhebt gegen ihn schwere Vorwürfe wegen sexuellen Missbrauchs. Groer schweigt dazu, tritt aber im April vom Vorsitz der Bischofskonferenz zurück. Der Vatikan stellt ihm kurz darauf Weihbischof Christoph Schönborn als Koadjutor mit dem Recht auf Nachfolge bei. Mitte September wird Groers Rücktrittsgesuch aus Altersgründen vom Vorjahr angenommen.
Die "Causa Groer" führt in Österreich zu einem sogenannten Kirchenvolksbegehren und einer Welle von Kirchenaustritten.

2004: Nach einem Sex-Skandal im Priesterseminar von St. Pölten muss Krenn von der Leitung der Diözese zurücktreten, nachdem er Downloads von Kinderpornografie und homosexuelle Handlungen im Seminar als "Bubendummheiten" bezeichnet hatte. Der Vorarlberger Bischof Klaus Küng wird zunächst als Apostolischer Visitator mit der Untersuchung der Vorfälle beauftragt und im Herbst zum neuen Bischof von St.
Pölten eingesetzt.

31. Januar 2009: Papst Benedikt XVI. ernennt Gerhard Maria Wagner, Pfarrer von Windischgarsten in Oberösterreich, zum Weihbischof in Linz. Die Nachricht löst eine Protestwelle aus; der konservative Wagner hatte mehrfach mit umstrittenen Äußerungen für Schlagzeilen gesorgt. Die Medien des Landes steigen breit auf das Thema ein und berichten, die Ernennung sei an den österreichischen Bischöfen vorbei auf Betreiben aus der Umgebung des Papstes erfolgt.

11. Februar 2009: In einem ungewöhnlichen Schritt spricht sich die Dechantenkonferenz der Diözese mit großer Mehrheit öffentlich gegen eine Weihe Wagners aus. Dieser möge auf das Amt verzichten oder Diözesanbischof Ludwig Schwarz die Weihe nicht vornehmen.

15. Februar 2009: Die Medien der Region berichten über eine Unterschriftenaktion unter den oberösterreichischen Pfarrern gegen die Weihe. Am Abend lässt Wagner mitteilen, er habe den Papst um Rücknahme seiner Ernennung gebeten. Die Nachrichtenagentur Kathpress berichtet unter Berufung auf Bischof Schwarz, der Vatikan habe dem bereits entsprochen. Eine Bestätigung aus Rom bleibt jedoch aus.

16. Februar 2009: Die österreichischen Bischöfe kommen zu einer Krisensitzung in Wien zusammen. Sie sprechen von Fehlern im Verfahren der Ernennung und äußern Respekt für Wagners Entscheidung.

17. Februar 2009: Vatikansprecher Federico Lombardi teilt mit, es werde eine offizielle Erklärung zur Causa Wagner geben. Der Zeitpunkt dafür sei aber derzeit nicht absehbar.

2. März 2009: Der Vatikan teilt mit, dass Papst Benedikt XVI. den Amtsverzicht Wagners angenommen habe.