Vereinte Nationen warnen vor Folgen des Klimawandels auf Fischerei

Die Plünderung der Meere geht weiter

Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen hat vor Überfischung der Weltmeere und den Folgen des Klimawandels auf die Fischerei gewarnt. 80 Prozent der Fischbestände seien überfischt oder bis an den Rand der Kapazität ausgebeutet, heißt es in dem am Montag in Rom veröffentlichten FAO-Fischereibericht.

 (DR)

Fischindustrie und Regierungen rief die UN-Organisation auf, bestehende Anpassungsstrategien an den Klimawandel umzusetzen. Eine Erwärmung der Gewässer verändere die Lebensräume von Fischen sowie deren Produktivität.

Die weltweite Fischproduktion stieg dem FAO-Bericht zufolge 2006 auf 143,6 Millionen Tonnen: Rund 110 Millionen Tonnen wurden als Nahrungsmittel konsumiert. Der Rest diente zur Herstellung von Tierfutter. Als "Schlüsselproblem" der Fischerei bezeichnete die FAO eine wachsende Zahl von technisch immer besser ausgerüsteten Booten, die einen hohen Kraftstoffverbrauch haben.

"Unser Guthabenkonto wird immer kleiner"
"Die Plünderung der Meere geht weiter", kommentierte die Fischerei-Expertin der Umweltorganisation WWF, Karoline Schacht, die neuen Zahlen. Die seit Jahren von Politik und Fischerei-Industrie versprochene Trendwende sei ausgeblieben. Die Zahl der moderat genutzten Fischbestände habe sich laut FAO seit den 70er Jahren sogar von 40 auf 20 Prozent halbiert. "Unser Guthabenkonto wird immer kleiner", kritisierte Schacht. Die weltweite Fischerei sei ein Verlustgeschäft für Mensch und Natur.

Bis Mitte des Jahrhunderts könnte sie sogar komplett zusammenbrechen. Damit stehe nicht nur die Ernährungssicherheit der Entwicklungs- und Schwellenstaaten auf dem Spiel. Gefährdet seien auch Hunderttausende Arbeitsplätze sowie "das gesamte Ökosystem Ozean". Experten schätzten den wirtschaftlichen Verlust durch Überfischung schon heute auf etwa 40 Milliarden Euro pro Jahr. Dabei könnten die Ozeane sogar mehr Fisch mit weniger Aufwand liefern, wenn die Fischerei nur endlich nachhaltig betrieben würde. Stattdessen würden rund um den Globus etwa elf Milliarden Euro Steuergelder dafür ausgegeben, um die Fangkapazitäten zu vergrößern und noch in die entlegensten Meeresgebiete vorzudringen. Dieser "Subventions-Irrsinn" müsse schleunigst beendet werden, so Schacht.

Den Verbrauchern empfiehlt der WFF, beim Einkauf auf Fische aus gefährdeten Beständen zu verzichten, also zum Beispiel auf Thunfisch, Scholle, Seezunge oder Rotbarsch. Orientierung biete auch das blaue Nachhaltigkeitssiegel MSC (Marine Stewardship Council), das für alle derart markierten Produkte eine umweltschonende Fischerei garantiere.