Horst Köhler zur Rolle des Christentums

"Bibel ist bedeutend für deutsche Freiheitsgeschichte"

Bundespräsident Horst Köhler hat die Rolle des Christentums in der deutschen Geschichte gewürdigt. Anlässlich der Verleihung des "Memminger Freiheitspreises" erinnerte er an die Zeit der Bauernkriege: "Die Bauern beriefen sich 1525 auf die Bibel und artikulierten universale Prinzipien, die für alle Zeiten unverfügbar sein sollten."

 (DR)

Die während der Bauernkriege 1525 verfassten "Zwölf Artikel von Memmingen" stünden am Anfang eines Weges, der bis zur Erklärung der Menschenrechte führe, so Köhler. Das zeige den Beitrag des Christentums zur europäischen und deutschen Freiheits- und Emanzipationsgeschichte und erinnere auch an jüdische Wurzeln. Die Bauern hätten sich als gläubige Christen bewusst auf die Bibel berufen, die wegen der Reformation und des aufkommenden Buchdrucks erstmals in deutscher Sprache überall zugänglich gewesen sei.

Köhler äußerte sich bei der Verleihung des mit 15.000 Euro dotierten "Memminger Freiheitspreises" an den Lyriker Reiner Kunze (75). Die Jury würdigte damit die Lebensleistung des Autors. Der Schriftsteller wurde in der DDR wegen regimekritischer Äußerungen bespitzelt und siedelte 1977 in die Bundesrepublik. "Reiner Kunze hat die Sprache als kostbarsten Zugang zur Wirklichkeit in Zeiten der Diktatur verteidigt", sagte Köhler. Kunze lebt heute im niederbayerischen Obernzell.

Der mit 15.000 Euro dotierte "Memminger Freiheitspreis" wird seit 2005 verliehen. Das Manifest von 1525 gilt als erste freiheitliche  Verfassungsurkunde auf deutschem Boden. Mit dem Preis werden alle vier Jahre Persönlichkeiten ausgezeichnet, die sich um Freiheit und Gerechtigkeit verdient gemacht haben.