Köln will Historisches Stadtarchiv wieder eröffnen - Ermittlungsverfahren gegen Oberbürgermeister

Fünf Jahre ohne

Das Kölner Historische Stadtarchiv soll in fünf Jahren in einem neuen Gebäude wieder eröffnet werden. "Wenn es schneller geht, wäre das schön, aber fünf Jahre ist eine durchaus realistische Zeit", sagte Kulturdezernent Georg Quander am Donnerstag der Presse in Köln. Die Kölner Staatsanwaltschaft hat derweil ein Ermittlungsverfahren gegen den Kölner Oberbürgermeister Fritz Schramma eingeleitet.

 (DR)

Das Kulturdezernat übergab dem Rat der Stadt Köln am Donnerstag eine Beschlussvorlage für den Neubau eines Historischen Archivs. «Uns schwebt eine europaweite Ausschreibung für einen Neubau durch einen Investor vor», sagte Quander.

Wichtig sei dabei, dass das neue Archiv zentral in Innenstadtnähe untergebracht werde. Das Kulturdezernat möchte das Archiv langfristig in ein Bürgerarchiv umwandeln, das der Öffentlichkeit seine Archivmaterialien in Lesesälen zugänglich macht. Pläne dafür gab es bereits vor dem Einsturz des Gebäudes in der Severinstraße. «Das Unglück kam ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, als wir uns längst entschlossen hatten, auf die Bürgergemeinschaft zuzugehen und uns zu öffnen», sagte die Leiterin des Archivs, Bettina Schmidt-Caia.

Wie viel des Archivgutes durch das Unglück beschädigt oder zerstört wurde, ist noch immer unbekannt. «Bislang haben wir knapp vier Regalkilometer an Archivalien geborgen», sagte Schmidt-Caia. 23 der insgesamt 27 Regalkilometer lägen noch unter den Trümmern in der Severinstraße begraben. «Aber es tritt immer wieder der Fall ein, dass wir Dokumente fast unbeschädigt bergen», sagte Kulturdezernent Quander. Allerdings seien bislang auch nur die oberen Schichten des
28 Meter tiefen Trichters an der Unglücksstelle abgetragen worden. «Es kann sein, dass die Schäden nach unten immer stärker werden, weil der Druck der darauf liegenden Schuttberge immer mehr zunimmt», sagte Quander.

Archivleiterin Schmidt-Caia gab sich vorsichtig optimistisch: «Ich hoffe auf 50 bis 60 Prozent, die gerettet werden können.» Allerdings wies sie daraufhin, dass alles, was geborgen werde, auch bearbeitet werden müsse: «Es gibt nichts, was wir so direkt wieder ins Regal stellen müssen. Das Mindeste ist, dass die Archivalien gereinigt werden.» Mittlerweile scheint jedoch klar zu sein, dass es weniger Grundwasserschäden geben wird als zuvor angenommen: «Der Großteil des Archivs liegt im Trichter», erläuterte Peter Hartl, der Leiter der Einsatzstelle Severinstraße der Berufsfeuerwehr Köln. «Und dort ist es trocken.» Aber man könne nicht ausschließen, dass zumindest ein Teil der Archivgegenstände im Wasser liege.
Schramma unter Druck

Die Kölner Staatsanwaltschaft hat am Donnerstag ein Ermittlungsverfahren gegen den Kölner Oberbürgermeister Fritz Schramma eingeleitet. In dem Verfahren werde der Anfangsverdacht der Verletzung der Vertraulichkeit des Wortes geprüft, sagte Oberstaatswanwalt Günther Feld am Donnerstag in Köln. In dem betreffenden Paragrafen gehe es um unbefugte Tonbandaufzeichnungen in nicht-öffentlichen Sitzungen und um die unbefugte Weitergabe der Aufnahmen an Dritte.
Ein Verstoß kann mit einer Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit einer Geldstrafe belegt werden, bei Amtsträgern können bis zu fünf Jahren Freiheitsstrafe drohen. Konkret gehe es im Falle Schrammas um den Mitschnitt zweier Sitzungen des Koordinierungsstabes im Zusammenhang mit dem Einsturz des Historischen Stadtarchivs, sagte Feld.